Entgegen üblicher amerikanischer Gepflogenheiten haben wir uns am “Day After Thanksgiving” weder der totalen Shopomania ergeben, noch auf einer der vielen Santa’s Tree Farms einen Weihnachtsbaum erstanden oder gar das Haus mit Christmasbeleuchtung versehen.
Wir nämlich sind über die Halfmoonbay gemütlich auf dem Highway Number One in den Süden gegondelt; sehr scenic, am Pazifik längs, mit dem einen oder anderen Päuschen für Bilder und Spaziergänge. Unser erster großer Aufenthalt war Monterey, und dort das Aquarium, das auch beim zweiten Besuch in kurzer Zeit noch sehr schön war. Es ist das ideale Ausflugsziel für Familien mit Kindern, gerne auch noch sehr kleinen, und sie waren auch in großer Zahl vertreten. Die majestätische Ruhe des Ozeans ist dann manchmal schwer zu erfühlen.
Von Monterey aus ging es vollends touristisch weiter zum Seventeen-Mile-Drive, einer “scenic route” mit Mautstelle am Eingang. Es gibt dort auch “Residents”, die sich ausgesprochen schöne Villen in diese Traumlandschaft gestellt haben – dafür werden wir wohl noch ein wenig sparen müssen (so ein Häuschen ist laut Makler-Anzeige in Carmel für ab ca. 15 Mio zu haben). Außerdem nehme ich an, dass man, um dort eine Immobilie erwerben zu dürfen, ein Golf-Handicap unter 10 braucht. Auf dem vergleichsweise kleinen Gelände habe ich 6 (sechs) Golfplätze gezählt. Wir haben – wie alle – an den schönsten Punkten halt gemacht, dem meistphotographierten Baum der Welt, einer uralten Zypresse (The Lone Cypress), dazu verholfen, ihren Titel erfolgreich zu verteidigen, Seehunde/Robben (bin zu faul, den Unterschied nachzusehen, wer ihn kennt, möge einen Kommentar schreiben, bitte) am Strand herumlümmeln sehen und dann am “Ghost Tree” einen wundervollen Sonnenuntergang erlebt.
http://picasaweb.google.de/mucbiene/SouthSeventeenMilesDrive#
(aufpassen: es sind auch kleine Filmchen dabei…)
Müde und hungrig sind wir in Carmel eingefallen. Clint Eastwood war hier mal Bürgermeister und die guten Menschen von Carmel haben aus ihrem Städtchen eine Disney-Variante eines Guten Amerikanischen Kleinstädtchens gestrickt. Von allem ein wenig zu viel (“Ye Old … Shoppe”), alles ein bißchen zu süßlich und alles alles voller Weihnachtsblinkelichter und -lieder. Und wir wollten doch bloß was essen und dann weiterfahren. Die guten Menschen von Carmel haben es bis dato einer jeden Fastfoodkette erfolgreich verwehrt, sich innerhalb der Stadtgrenzen niederzulassen – uns wäre irgendein Burger angesichts dieser Zimtzuckerherrlichkeit eigentlich das liebste gewesen. Mangels Wohnsitz am 17-Miles-Drive fiel unsere Wahl auf den halbwegs bezahlbar scheinendsten Italiener. Nun ja. Moussaka? Beim Italiener? Die hatten mit ihrer Speisekarte den gesamten mediterranen Raum abgedeckt, nur leider nicht die Fachköche dazu. Ich habe, seit ich hier bin, noch nie für so viel Geld so wenig gut gegessen.
Womit tröstet sich der Ami, wenn er unglücklich ist? Richtig: Shopping. So auch wir, Gilroy lag eh auf dem Heimweg und es hat uns keine Ruhe gelassen, herauszufinden, ob wir denn nicht bei unserer ersten großen Einkaufstour in der dortigen Outlet Mall womöglich doch noch ein Schnäppchen ausgelassen haben.
Dieses Mal hat es nur für das allernötigste gelangt, kaum dass der Boden des Kofferraums mit Tüten bedeckt war – dennoch, die amerikanische textilimportierende Industrie wäre ohne uns wesentlich schlechter dran.
du hast ja drum gebeten 🙂
“Der Seehund ist eine in allen nördlich-gemäßigten Meeren verbreitete Robbe aus der Familie der Hundsrobben.”
also ist ‘n Seehund ‘ne Robbe, aber ‘ne Robbe noch lange kein Seehund 🙂
(schon wieder was gelernt)
Du machst das gut, Rainer.
freut mich, dass du gut angekommen bist, Maxl.