Hmmm.
Die Ausstellung will alles: erklären, wie die Idee für ein Stück entsteht, wie das dann auf den Spielplan kommt und wer aller dazuhilft, dass es schließlich auf der Bühne vor Publikum gespielt wird. Außerdem fragt sie, “was die Theaterwelt bewegt, heute, vor 50 oder 100 Jahren, zeigt dazu Highlights aus den historischen Sammlungen des Deutschen Theatermuseums, und lädt Sie ein, über die Zukunft des Theaters zu diskutieren!”
Dafür haben sie ein paar Fotos von Frauen gefunden, die auch schon mal was am Theater gemacht haben (es sind alles Frauen aus dem Brecht-Kosmos…), sich irgendwo eine Shakespeare-Folioausgabe entliehen, die in einem Glaskasten liegt und von einem armen schwer unterenthusiastischen Wachmann bewacht werden muss, eine Holzskulptur aufgestellt, “das Theatertier”, das die Zusammenarbeit aller Gewerke symbolisieren soll, bei uns aber eher Assoziationen an den dreiköpfigen Zerberus hervorruft.
In der oberen Etage sind nun endlich die Exponate aus der beispielgebenden Romeo-und-Julia-Inszenierung aus dem Resi zu sehen, Stoffstückerl und Perücken und Kostümzeichnungen und die Handbibliothek der Regisseurin und Modelle des Bühnenbilds, der ausfahrbaren Spirale, genannt das “Monster” und Text- und Regiebücher und eine nein, nicht Besetzungs- (tststs…), sondern Ausruhcouch, auch für Ausstellungsbesucher und Erklärtafeln an den Wänden zum Durchschnittseinkommen theaterschaffender Menschen und zu Arbeitszeiten und zu Sexual Harrassment und dann wieder Kleiderpuppen und Schaukästen und im letzten Raum, ganz hinten, riesige Videowände vom Premierenabend. Hinter der Bühne.
Es ist alles arg überfrachtet.
Die liebe Frau L. aus M., wie immer bemüht darum, mein Wissen zu erweitern, hat wieder eine Führung bei “unserem Eckstein” (s. https://flockblog.de/?p=50707) gebucht und der kluge pferdebeschwanzte Mann erzählt alles, was sein Trüppchen aus 20 Teilnehmerinnen (inkl. zweier Quotenmänner) dringend wissen muss. Er eröffnet mit dem provokativen Statement: “Theater ist kein Kreuzworträtsel” und ich gebe offen zu, das war ein Denkanstoß, über den ich bis heute grübeln muss. Dann muß er “auf die Metaebene gehen”, die er aber angesichts der Porträts der Brecht-Damen sofort wieder verläßt, um zu erläutern, “dass es schon aus dem feministischen Aspekt immer schon Frauen am Theater gegeben habe, denn, meine Damen, lassen Sie uns darauf einigen, dass Frauen auch nur Menschen sind”. Ist als Scherz gemeint, kommt bei den meisten auch genauso an. Bei mir nicht so.
Bei einer Gegenüberstellung zweier Kostümskizzen für Julia lernen wir, dass links eine “klassische verklemmte Renaissanceversion” zu sehen sei, rechts hingegen eine “moderne junge Frau, die auf Stiefeletten steht” (Minirock, Ringelpulli, Doc Martins). Nach der Textilkunde kommt Ecki zur Metaphysik, “Das Theater ist nicht in Echtzeit, die Zeit ist was Relatives und hat immer auch mit Raum zu tun” und dann geht es noch um die Verdienstmöglichkeiten, “mit dem, was man als Tänzer verdient, kann man keine großen Sprünge machen” und nein, das war kein Scherz, sondern unfreiwillig komisch und deswegen sehr.
Ich fürchte, ich bin nicht ganz Herrn Ecksteins Zielgruppe und kann die nächste Ausstellung im Theatermuseum wie weiland Gretchen unbegleitet anschauen.