Neu auf Netflix: “Wednesday”, 2. Staffel, 2. Hälfte

Ausgerechnet ein Streamingdienst, der maßgeblich für die Erfindung des Binge-Watchings mitverantwortlich ist, hat nun anscheinend herausgefunden, dass die Kundenbindung besser wird, wenn man die Ware dosiert. Hatten wohl keine Oma wie meine, deren Weisheit “mach dich rar, Kind, dann bleibste interessant” mir seit meiner frühen Jugend unaufgefordert regelmäßig in den Ohren klang. Manchmal sogar, wenn Oma gar nicht da war… Ich bin gespannt, wie lange es dauern wird, bis das Marketing bei Netflix auf die revolutionäre Idee kommt, Serienfolgen wöchentlich auszustrahlen.

Diese zweite Hälfte hat die Erwartungen erfüllt, die der erste geweckt hatte. Gruselige Monster, Toccata and Fuge (ganz überhaupt: sehr gelungene Musikauswahl und ungewöhnlicher Vortrag), Experimente in dunklen Kellergewölben, gerechte grausame Bestrafung der Bösen (ätsch, Steve Buscemi), jedes mögliche Frankenstein/Monster-Klischee ausgereizt, family values sowie gute Freunde kann niemand trennen, oho. Klein-Wednesday ist jetzt gar nicht mehr so klein und groß genug, um im dritten Teil im Motorradbeiwagen mit Uncle Fester auf einen Road Trip zu gehen.

Irgendwie fand ich alles ein bissele fad, recht breit getreten – wie schon mal gesehen und der Logikfehler, der zur Auflösung der letzten Folge führt, ist auch nicht gerade hilfreich. Möglicherweise war ich einfach gestern Abend ungnädig und nicht ganz in der richtigen Stimmung für Grusel-Fantasy, vielleicht bin ich aber auch dem Charme der alten Fernsehserie* aus den frühen Sechzigern erlegen. In der identifiziert der Zuschauer des 3. Millenniums (die Zuschauerin auch) alle zum x-ten Male wiederholt hineingeschnittenen Szenen, ist aber insgesamt eher gerührt. Quasi: oaah, wie süß. Für dergleichen Sympathie ist diese neuere Verfilmung aber zu perfekt.

Okay, ich war ungnädig. Man kann sich nämlich diese zweite Staffel von “Wedneday” durchaus ansehen. Muß nicht. Aber kann.

* https://www.youtube.com/playlist?list=PLwwhtOnMyjuxQy81h7uJMCdsR-bS-uVaD

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