Gelesen: Percival Everett – “James”

Vorbemerkung: Ich habe die Angewohnheit, mich von Büchern, die bei mir starken Eindruck hinterlassen haben, nach der letzten gelesenen Seite Abschied zu nehmen. Dann halte ich es noch ein bißchen in der Hand, sinniere über den Inhalt, lese vielleicht die Stelle nochmal, von der ich mir die Seitenzahl extra deswegen gemerkt hatte. Wenn ich es dann ins Regal stelle, lege, stopfe, bin ich ein wenig traurig, weil wir uns jetzt trennen.

“James” ist so ein Buch. Everett ist dafür im letzten Jahr mit namhaften Literaturpreisen überschüttet worden, und wenn “Orbital” nicht auf der Booker-Shortlist gewesen wäre, wäre er gewiß für “James” damit ausgezeichnet worden. Meine jüngst erworbene Ausgabe hat sogar ein zusätzliches Umschlagblatt, um nur das nötigste an lobpreisendem Blurb unterzubringen, weil jeder und jede, die in der Literaturwelt was zu sagen haben, was dazu gesagt hat. Meist überschwengliche Begeisterung, manchmal mehr.

Sie haben alle recht.

Worum geht es? “James” ist der schwarze Mann, der mit Huckleberry Finn auf einem Floß den Mississippi hinunterfährt. Everetts Geschichte ist aber nicht nur eine Nacherzählung des Twain-Abenteuers, sondern ein sehr kluges Buch über die Macht der Sprache und hinterfragt und demaskiert die Philosphen mit den hehren Theorien von der Freiheit des Menschen, die sich halt mal doch nicht zwingend auf jeden erstreckt. Über Sklaverei lernt man nebenher auch jede Menge. (Wie lange sich das Werk in amerikanischen Bibliotheken halten wird, ist sehr fraglich.)

Everett ist ein begnadeter Geschichtenerzähler und “James” sein 30. Buch. Was werde ich aufzuholen haben. Und berichten.

Lesen! Lesen! Lesen!

Add a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *

seventeen − 2 =