(Man denke an eine nicht zu kleine Hand und Papiergeld.)
Jetzt bin ich seit fast zehn Jahren wieder in Deutschland, was sich unter anderem darin manifestiert, dass Personalausweis und Reisepass Ende April ablaufen. Weil ich ja ein vorausplanender Mensch bin, mache ich mich im Vorfeld kundig, wie denn die Verlängerung zu bewerkstelligen sei. Gar nicht, wie ich erfahre. Muss alles neu gemacht werden. Hmmm. Und wie? Ganz einfach. Bloß in einem der sechs Bürgerbüros München einen Termin vereinbaren, Ausweisdokument und aktuelle Passbilder mitbringen und schon ist es soweit (nach einer Bearbeitungszeit von vier bis acht Wochen).
Klingt wie die leichteste Übung, einen Termin online zu vereinbaren. Man glaube mir: das ist es nicht. Eine Verabredung im Bürgerbüro hat ungefähr die Qualität des Kaufs eines Adele-Tickets. Featuring Madonna. Und Taylor Swift. Tagelang den Zeigefinger hart auf dem Refresh-Knopf. Irgendwann klappt es. Und zwar gleich für den nächsten Vormittag und auch noch im nächstgelegenen “City government office”.
Es bleibt sogar noch komfortabel Zeit, vorher Fotos machen zu lassen. Kein Problem, auf dem Weg ist ein Drogeriemarkt. Knips und fertig. Nichts da. Die Fotografieranlage ist seit einer Woche kaputt und nein, auf der Website informiere man darüber nicht. Okay, wo dann? In einer anderen Filiale, drei U-Bahn-Stationen weiter? Dieses Mal bin ich klüger und rufe vorher an. Es handelt sich offensichtlich um eine Seuche, Maschin ebenfalls kaputt.
Mist, so langsam schmilzt mein Zeitpolster. Eigentlich will ich mit Sundar Pichai nichts mehr zu tun haben (von wegen “Don’t be evil”), aber ich frage jetzt den Google Mops – die kapitalistische Logik gebietet doch, dass sich Nimm-deine-Passfotos-gleich-mit-Geschäfte rund um das Kreisverwaltungsreferat ansiedeln, vor allem, weil dort die günstigen Automaten noch für ein paar Monate außer Betrieb sein werden. Seuche, ich sags ja.
Isso. Direkt gegenüber, auf der anderen Straßenseite. Fix fotografiert, fix drei Mal soviel bezahlt wie in der Drogerie, und schon bin ich im Wartebereich 03 und warte, dass meine online reservierte Nummer angezeigt wird. Wie angekündigt, muss ich trotz Termins eine Wartezeit einplanen. Ist aber erträglich, ich hab ein Buch mit und kaum erscheint die Nummer, geht alles ganz schnell. Ich habe es mit einer reizenden jungen Dame zu tun, in unter zehn Minuten habe ich mich ausgewiesen, ein Bild abgegeben, zwei Mal mit Zeigefinger und Daumen gedrückt, schon habe ich meine Abholnummern und die Rechnung in der Hand und verlasse die Behörde um gut 100 Euro ärmer.
Für die nächsten 10 Jahre kann ich meiner Ausweispflicht nun wieder nachkommen. Wenn die Bundesdruckerei der ihren genügt haben wird. Im Laufe der nächsten vier bis acht Wochen.