Ich bin mir nicht sicher, ob irgendwer die bestenfalls mittelguten Cormoran-Strike-Geschichten verfilmt hätte, wäre nicht das schlecht gehütetste Pseudonym aller Zeiten, nämlich, dass der Strike-Autor Robert Galbraith in Wirklichkeit die Harry-Potter-JK Rowling ist, rechtzeitig vor dem Erscheinen des ersten Bandes ausgeplaudert worden. Nun gehört der “neue Strike” zur Weihnachtstradtition der BBC und keiner kommt mehr aus der Nummer raus.
Als diese nunmehr sechste Geschichte als Buch erschien, stieß sie in den Rezensionen nicht auf große Begeisterung. Zu lang, zu viel Gelaber, zu wirrer Plott. Ich habe das Buch nicht gelesen (mir hat es bisher bequem gereicht, auf die Verfilmungen zu warten), sie scheinen aber recht gehabt zu haben. Zu lang auch die Verfilmung (vier einstündige Folgen), Gelaber und gefühlt unendlich viel Zeit damit verbracht, den Ermittlern zuzusehen, wie sie in Chatrooms, Foren, Computerspielen und sonstigen Internetzeitstehlern nach Hinweisen auf den Täter suchen. Nebenher noch rechtsradikale Terrorzellen, Künstlerkommunen und sonstige Nordic-Verschwörer, die seltsam aufgepappt wirken – nicht zuletzt, weil sie es sind. Ich hätte dieses Drehbuch nicht schreiben wollen.
Der Fall ist fad und wirr, die Ermittlungsprämisse, dass einer (sichtbar!) online sein muss, um der Täter zu sein, arg schwachsinnig und weil jeder Zuschauer, der je whodunnits gesehen hat, ohnehin schon relativ früh den Schurken hätte benennen können, bleibt die spannendste Frage über diese langen vier Stunden, ob sie, Cormoran Strike (Tom Burke) und Robin Ellacott (Holliday Grainger) sich denn jetzt endlich kriegen. Wobei selbst die Beiden an der Frage das Interesse zu verlieren scheinen. Ganz kurz wallt Hoffnung auf, wenn Strike lebensgefährlich verwundet wird (sie wird doch die Serie nicht beenden?) – aber die nächste Szene spielt im Krankenhaus. Woraus man folgern darf: Nächstes Jahr ist auch bei der BBC voraussichtlich wieder Weihnachten.
Nachtrag: Wer immer das sehr krude Computerspiel erfunden hat, das dann wesentlich zur Aufklärung beiträgt, dürfte sich damit an Ms. Rowling gerächt haben – sowas spielt in der heutigen Zeit niemand mehr. Da war Pong spannender, die Alten wissen, wovon ich rede.
Nicht anschauen, wiewohl sich die Schauspielerriege insgesamt wacker schlägt. Aber das reicht nicht, um vier Stunden Lebenszeit zu vergeuden.