Angefangen hat alles mit Stephen Fry, der in britischen Quiz-Shows wahrscheinlich immer dann gecastet wird, wenn man einen Teilnehmer zu besetzen hat, der die Anforderungen “männlich, britisch, spleenig, gebildet, klug und komisch” erfüllt. Wobei… Stephen Fry. Den lädt man ein, wenn man sich Stephen Fry zu Gast wünscht und wenn man Glück hat, sagt er zu.
Aber wir sind vom Thema abgekommen. Zu meinen abendlichen Vergnügungen zählt es, mir britische Quiz-Shows anzusehen. Früher nur wegen Stephen Fry. Auf dessen Panels habe ich David Mitchell (männlich, britisch, spleenig, gebildet, klug und komisch) “entdeckt” (s. https://flockblog.de/?p=49703) und angefangen, dessen Bücher zu lesen und seine Shows zu gucken. Unter anderem die sehr empfehlenswerte Show “Would I lie to you?”, und dorten an Richard Osman (männlich, britisch, spleenig, gebildet, klug und komisch) Gefallen gefunden. Der auch Bücher schreibt. So, und schon sind wir bei der Rezension angekommen. Geht doch.
So, und da wären wir dann auch im Coopers Chase Retirement Village, wo sich vier Senioren jenseits der 75 (eine frühere Spionin, eine ehemalige Krankenschwester, ein pensionierter Psychiater und ein Ex-Gewerkschaftsführer) immer donnerstags treffen, um in “Cold Cases” zu ermitteln, deren Akten ihnen eine ehemalige Kriminalerin so gerne wie illegal zum Knobeln und Kombinieren überläßt. Bis ein echter Mord geschieht (der erste von mehreren, natürlich) und die Gang ihre Fähigkeiten unter Beweis stellt. Soweit, so Agatha Christie.
Osman ist ein echter Könner und schreibt in einer so leichtfüßigen Sprache so liebenswert und respektvoll über seine Helden, dass man das Buch gar nicht mehr weglegen will. Fast beiläufig wird die Leserschaft in das kurz vor dem Brexit stehende England mitgenommen, in dem Preise nach oben schießen und Dinge des täglichen Bedarfs schwerer verfügbar sind, wo Altern wie überall auf der Welt eine lästige Sache ist und jede und jeder auf ihre und seine Art dagegen und damit kämpft. Es ist ein rechter Genuß und großer Spaß. Richtig gut gemachte Unterhaltung.
Lesen! Lesen! Lesen!
Nachtrag: Inzwischen (war ja auch Pandemie und viel Zeit) sind noch drei weitere Bände erschienen. Ich habe vor, die gelegentlich alle zu lesen. Mit Pausen dazwischen, damit es auch beim nächsten Mal wieder schön ist. Wer diesen ersten Band ausleihen will, möge das gerne tun. Wer lieber guckt, siehe unten. Die Besetzung scheint sehr gelungen.
Zum Vorfreuen: https://www.netflix.com/tudum/articles/thursday-murder-club-cast-release-date-plot
Nachtrag 2: Beim Lesen hatte ich im Hinterkopf ganz häufig eine sonore britische Männerstimme, die mir den Text mit einem kleinen feinen ironischen Lächeln in der Stimme vorliest. Mr. Fry? Wären Sie frei?