das ist der San Francisco Pride. Gay and Lesbian and Transgender and Transsexual and Whatever – you name it.
Alle waren da: Christen jeder Spielart (Quaker, Wiedererweckte, Samariter, St. Joseph vom Felde, St. Patrick vom Walde, Schwule für Jesus….), Schweizer, die Highway Patrol, der Bürgermeister, die Grünen, das Gesundheitsamt, Falafelbrater, Buddhisten, Toyota, Touristen, Taubstumme, Nackerte, der Öffentliche Nahverkehr, Chiropraktiker, Nuns for Gays, Juden, Wahrsager, Harleyledermänner, Pudelzüchter, Hut- und Maskenmacher, Männer, Frauen und andere in Kostümen mit prallen Dekolletees und so dermaßen prall gefüllte Hosen, die Sockengeschäfte müssen total ausverkauft gewesen sein. Viele Aktivisten und Aktivistinnen mit Klemmbrettern, um Unterschriften für die (Wieder-)Legalisierung gleichgeschlechter Ehen zu sammeln, noch mehr mit riesigen Behältnissen für Spenden. (Ehrlicherweise meistens gleich Eimer – keine verklemmten verplompten Spendendöschen. “Show me the Dollar” – beim Gutes Tun und Zeigen kommt hierzulande mehr Geld zusammen.)
Allein die Botschaften auf den T-Shirts zu lesen, hätte den ganzen Tag dauern können… Eine nette Geschichte am Rande: Die Lesben-T-Shirts “I Herz Herz Booties” und “I Herz Girls” waren (wahrscheinlich für die Lesbian Community etwas überraschend) der Verkaufsschlager bei den Heteromännern.
Ein riesiges Areal rund um City Hall stand unter der Regenbogenfahne, mehrere Musikbühnen (am Sonntag sollen die Backstreet Boys auftreten – die sind hoffentlich inzwischen zu Männern gereift), Lounges zum Abhängen oder zum über Jesus sprechen oder zum sich selbst finden oder hausgemachte Limonaden der AIDS-Hilfe trinken, Freß- und Trinkstände sonder Zahl, Kruschtstände im Format Tollwood hoch drei, alles an Esoterik, was man sich vorstellen kann und mehr. Laut, bunt, lustig und friedlich.
Auf allen Wiesen war wieder der “Summer of Love” ausgebrochen, Indianer und Cowboys ließen Friedenpfeifen kreisen (immer, wenn sich in dieser Stadt mehr als drei Menschen gemeinsam draußen aufhalten wird gekifft, dass man als Passant mehr als genug “Second Hand Smoke” abbekommt; alkoholische Getränke hingegen erkennt man daran, dass die Flaschen dezent in braunen Papiertüten verhüllt zu Munde geführt werden) dazwischen Kinder, Hunde und ein Leguan (angeleint, mit rosa Puschelkopfschmuck).
Es war ein Riesenspaß, ich bin stundenlang rumgelaufen, habe Limonade getrunken und “German Bratwurst” (nicht wieder tun) gegessen, auf den Wiesen inhaliert, einen “Utility Kilt” (Rock für Männer mit jeder Menge Taschen für die Dinge, die ein Mann so braucht) anprobiert, die Reste meiner Bratwurst (Brötchen, (viel) Wurst, ein Bündel Servietten und Alufolie) mit Hilfe meines Persönlichen Garbage Counselor entsorgt, mit einem Recruiting Officer der San Francisco Police über Nachwuchsprobleme disktuiert, war durchaus willens jede mir unter die Nase gehaltenen Petition solidarisch zu unterschreiben, aber als Touristin leider nicht geeignet (zum Trost hat man mir immer noch einen Sticker aufgeklebt oder ein Kondom geschenkt), festgestellt, dass ich das Beuteschema dicker junger schwarzer Frauen erfülle (klare direkte Anmache – ich muss unbedingt meinen Absagewortschatz erweitern), habe gehipped und gehopped, the Biggest Cocks ever anfassen dürfen (langweilig: sind 2 Männer in Hähnchenkostümen), einem “Free T-Shirt” widerstanden (es waren $20.00 “Donation required”), einen gemeinsamen Toilettenbesuch (“I’ll make you happy in there”) verweigert, Super-Gay-Man getroffen (sein Cape ist eine Regenbogenfahne und er hatte viel zu tun, sich immer passend zu den wechselnden Windrichtungen zu positionieren) und und und… schaut euch die Bilder an:
http://picasaweb.google.de/mucbiene/20100626_USSFPride_Auswahl?feat=directlink
Die Baseball-Fans im Zug nach Süden wären wohl auch lieber beim Gay Pride gewesen, sie haben mir Sticker und Kondome abgeschwatzt. Ich habe nur eines in Knatschlila behalten und meinen Spendenaufkleber. Schließlich ist am Sonntag erst Parade und dann wieder Fest – die Option will ich mir offen halten.