Schon ewig nicht mehr im Kino, aber immer an Weihnachten im Fernsehen: “Love actually”

Ich kann das ja manchmal. Irgendein Kultdingsbums, das wirklich jeder kennt, einfach verpassen. Und dann kultet das in den folgenden Jahren so vor sich hin und ich habs nie gelesen, gehört, gesehen und schon gar nicht vermißt.

Nun habe ich neulich irgendwo eine Hymne auf den anderen Must-See-Film zu Weihnachten gelesen, der nicht “Drei Nüsse für Aschenbrödel” ist. “Tatsächlich Liebe” nämlich. Müsse man sehen. Ein Feelgoodfilm. Und soooo hübsch! Aha. War gestern auf Amazon Prime “noch für drei Tage verfügbar” und es war Freitagabend und irgendwas Seichtes noch genau das, wofür mein Hirn nach dieser Arbeitswoche aufnahmefähig war.

Tja.

Allem voran: man darf dieses inzwischen 20 Jahre alte britische Weihnachtsmärchen nicht mit “Me Too”-geschulten Augen anschauen. Sonst sieht man nur das Ausnützen von Abhängigkeitsverhältnissen, einen Stalker, ein Frauenbild, das in den Fünfzigern schon ein wenig altmodisch gewesen wäre, dumme Schwulenwitze, astreine Misogynie und Fat- sowie Ageshaming. Außerdem öffentliche Heiratsanträge (von Mann an Frau), eine der schlimmsten Erpressungsformen überhaupt.

Läßt man das aber alles außen vor und sich darauf ein, sieht man eine recht geschickt gemachte RomCom, besetzt mit der Crème de la Crème britischer Schauspieler aus den frühen 2000er Jahren, die ihre Rollen vom Blatt spielen. Geschickt geschrieben, geschickt geschnitten, Liebeswirren und Trauer ebenso geschickt dosiert und am Schluß kriegt jeder Topf seinen Deckel. Und wenn der Deckel Claudia Schiffer ist. Abgesehen natürlich von zwei Frauen (Laura Linney und Emma Thompson), die mit echte-Welt-Problemen zu kämpfen haben. Die passen nicht in den Reigen und müssen draußen bleiben.

Bei mir wird “Love actually” nicht zur Weihnachtstradition werden. Ich habe die Produktion jetzt gesehen und kann mitreden, falls mich wer fragt. Falls nicht, geht auch nichts verloren.

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