Gute Tat

Ich halte mich für einen altruistischen Menschen, wobei meine Hilfsbereitschaft, je nach Art der Bedürftigkeit oder Anfrage durchaus graduelle Abstufungen aufweist. Die Bitte, sich an der Beseitigung mehrerer Tonnen Bauschutt oder der Bespaßung einer größeren Gruppe lebhafter Kinder zu beteiligen, ruft bei mir weniger Enthusiasmus hervor, als beispielsweise bei der Erstellung von Hausaufgaben (vorzugsweise in Sprachen, besonders bevorzugt Deutsch), Texten im allgemeinen oder besonderen oder dem Zubereiten von Mahlzeiten oder Backwerken, gerne auch für den Verkauf bei Basaren aller Art, tätig zu unterstützen. Das kann ich, tue es gerne und bin dann auch freigiebig mit meiner Zeit.

Wenn die langjährige Freundin ihrem guten alten Onkel, der in einem Anfall von bibliophilem Mitleid vor nunmehr fast eine Dekade den gesamten Restbuchbestand eines Antiquariats in seine Obhut genommen und seitdem Myriaden von unsortiert vollgestopften Bananenkartons voller Bücher in einem Lagerraum herumstehen sowie deswegen einen Dauerzank mit der Gattin am Halse hat, das Versprechen gegeben hat, sich um deren Sortierung zur gegebenenfalls Weiterverwendung oder schlimmstenfalls Entsorgung zu kümmern – whom are you gonna call?

Genau.

Zu zweit war die Bewältigung dieser Aufgabe, unbenommen davon, dass es anstrengend war, dennoch ein Riesenspaß. Wir schwelgten. In Gelesenem. In der Entdeckung noch schönerer Ausgaben, als der, wir ohnehin schon besitzen. In der Bertelsmannisierung einer ganzen Generation. In Unfassbarem, das dennoch irgendwem einmal das Papier wert war, auf dem es gedruckt wurde (“Was will der Araber?”). Und in der dauernden Erkenntnis, dass der einen Müll – eine Strauß-Lobhudel-Biographie und eine von Stoiber gleich dazu – des anderen Schätze sind. Wie das eben immer ist mit allem. Außerdem, dass nichts vergänglicher ist als Lexika und Atlanten.

Wir sind in einem langen Nachmittag, bei sehr sehr großzügigem Aussortieren, durch knapp die Hälfte gekommen. Aber es sind ja bald Weihnachtsferien.

Dass die Belohnung in “nehmt’s mit, was ihr brauchen könnt” beinahe bei uns beiden zu Streit geführt hat, war zu erwarten, ließ sich aber lösen. Wir haben ja eigentlich die Regale schon voll…

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