Inzwischen habe ich schon die Hälfte meines Arbeitsaufenthaltes, da, wo andere in raschelnder Funktionskleidung Urlaub machen, hinter mir und wieder einige Erkenntnisse gewonnen. Ich bin ja nicht so und teile sie mit meiner geneigten Leserschaft.
Also.
Hunsrück ist,
- wo eingedoster Schwartenmagen (für Menschen südlicherer Zunge: das ist Preßsack) nur dann richtig ist, wenn oben drauf eine schöne Lage Gallerei glibbert.
- wenn die Frau Wirtin den langen Aufenthalt gleich zur Begrüßung mit einem Blumensträußchen auf dem Zimmer versüßt.
- dem Werkstattmeister der Herbstanfang Grund genug ist, den Sommer mit einer Wurst zu verabschieden und alle dazu einzuladen. Weil aber von der Veranstaltung am Vortag doch nicht genug Grillgut übrig geblieben ist, dies mit Würstchen aus einer seiner Kühltruhen zu sponsern. Wohlgemerkt: Würste im Plural, Kühltruhen im Plural. Er ist, wie viele hier in der Region, Jäger, und in der Spendenkühltruhe lagern noch 600 Paar Wildbratwürste. Die Schonzeit ist vorbei.
- wenn ich zum wiederholten Male aufgefordert werde, doch endlich hierher zu ziehen, wie üblich wegen meiner urbanen Gesinnung und dem mangelnden hiesigen Kulturangebot dankend ablehne und dies damit gekontert wird, dass immerhin der Urban Priol vor drei Jahren hier in der Stadthalle aufgetreten sei. Immerhin.
- wo selbst ich an fünf von fünf Tagen Fleisch esse. Mit großem Mitgefühl für die seit neuestem vegane, inzwischen sehr schlanke Kollegin, immer und überall ihren Zucchininotwehrmuffin stand-by.
- wo in der Buchhandlung auf der Hauptstraße neben Literatur auch Duftdinger fürs Auto vertrieben werden. In den Geschmacksnoten Cola Original und Cola Zero. Habs aber nicht über mich gebracht, dafür Geld auszugeben und werde wohl niemals erfahren, wie sich der Unterschied erriechen läßt.
Noch vier Mal aufstehen, dann gehts wieder in den Süden. Ich bin allerdings sicher, dass ich bis dahin noch ein paar Lektionen aufschnappen werde…