Gelesen: Kazuo Ishiguro – “Klara and the Sun”

Eines voran, ich bin noch nicht zu einem Schluß gekommen, ob das Buch mir gefällt oder nicht. Es ist ein Genre-Mix zwischen Science Fiction und Kunstmärchen in Richtung Hans-Christian Andersen, eine sehr eigenartige Diskussion dessen, wofür man Kinder in die Welt setzt und wer zur größerer, ehrlicherer, bedingungsloserer Liebe fähig ist: die leiblichen Eltern, deren Kinderwunsch in Erfüllung gegangen ist oder die AF (Artificial Friend), eine Art Roboterfreundin, die man anschafft, damit das Kind nicht vereinsamt.

Wir finden uns in einer Gesellschaft, die das allerbeste für ihre Nachkommen will. Kinder bessergestellter Eltern werden “geliftet”, eine nicht näher beschriebene Prozedur, die ihre intellektuellen Fähigkeiten massiv steigert, allerdings mit dem Risiko einhergeht, dass sie schwer erkranken und das Studentenalter, für das man sie gepimpt hat, gar nicht erreichen. Regulärer Schulunterricht unterfordert sie, also werden sie zu Hause an Bildschirmen von der akademischen Elite unterrichtet.

In einem solchen Haushalt lebt Josie mit ihrer Mutter und der Haushälterin und irgendwann auch Klara, der künstlichen Freundin. Erzählerin ist eben diese Klara, was der Geschichte manchmal einen fast kindlichen Ton gibt, denn sie ist in einem dauerhaften Lernprozess und hat noch nicht für alle Themen, mit denen sie konfrontiert wird, den passenden Wortschatz. Man darf sie aber nie unterschätzen, auch wenn sie sehr naiv (und wertfrei) beobachtet und verortet, sie hat einen klaren moralischen Kompaß, und ist letztendlich humaner und humanitäter als die Menschen, die sie erlebt und mit denen sie interagiert.

Ganz egal, ob das Werk “gefällt” oder nicht, es läßt einen erst einmal nicht los, weil die Fragen doch sehr tief ans Menschliche, Allzumenschliche rühren.

Lesen!

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