Schon lange nicht mehr im Fernsehen: “The Town” (2012)

Diese Mini-Serie (3 Folgen à 50 Minuten) ist ein wahres Kleinod britischen Fernsehschaffens!

Kurz zum Inhalt: alles ist wie immer. Die Frau des Hauses bereitet das Haus zur Nacht vor, schließt die Haustür ab, kocht sich eine letzte Tasse Tee, löscht die Lichter, geht nach oben, entbietet ihrer Mutter und der Teenager-Tochter den Gruß zur Nacht und betritt das eheliche Schlafzimmer. Schnitt. Am nächsten Morgen sitzt die Tochter allein beim Frühstück und stürmt irgendwann das elterliche Schlafzimmer, weil Taxi Mama spät dran ist. Sie ist es, die die Eltern findet, steif und bleich in ihrem Bett, auf dem Nachttisch leere Schnapsflaschen und Tablettenpackungen.

Die finanzielle Situation der Familie war schon länger nicht mehr rosig, der Vater schon eine Weile arbeitslos. Selbstmordpakt. Ziemlich eindeutig. Oder? Oder nicht? Oder doch? Darum dreht sich alles in den nächsten 130 Minuten. Wahnsinnig spannend!

Buch und Regie sezieren Segen und Fluch der Kleinstadt, die Fehden, Geheimnisse, Macht und Ohnmacht, Verpflichtungen, Korruption, Verknüpfungen, alte Lieben, neue Leiden, neue Lieben, alte Leiden, Verstöße und Fehltritte, mit und ohne Sühne – es ist zum Niederknien gut! Die Besetzung liest sich wie das Who’s who britischen Fernsehschaffens und sie sind alle sehr sehr großartig. Ich hatte mir die DVD seinerzeit gekauft, weil Andrew Scott den Sohn der Familie spielt, lange schon in London und nun wegen des Tods der Eltern zurück in seiner Herkunftskleinstadt und unter dem moralischen Druck, entweder zu bleiben und sich hier wieder zurückeinzuleben oder seine Schwester und Großmutter dem jeweiligen generationsgerechten Versorgungs-“system” zu überantworten. Ich habe Scott in seiner Rolle als Moriarty in den Cumberbatch/Freeman-Sherlocks kennen- und sehr schätzen gelernt. In “The Town” übertrifft er sich selbst. Quadruple-Hach!

Ich weiß nicht, ob die Serie irgendwo gestreamt wird. Dann bediene man sich dort. Wer aber mag, kann sich bei mir die DVD ausleihen (das, liebe junge Menschen, ist ein physischer Datenträger für digitale Daten und ja, sowas gibt es noch) und dann an einem kalten Winterabend gemütlich die Füße hochlegen und sich an der Show erfreuen. Put the kettle on.

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