Ich habe schon öfter davon erzählt, wir haben für den Weg ins Büro zwei Highways zur Auswahl, den “One-O-One” (101) und den “Two-Eighty” (280). Ersterer ist immer voll und sieht aus, wie aus dem amerikanischen Highway-Bilderbuch, gesäumt von leicht schmuddelig-staubigen Geschäften (darunter überdurchschnittlich viele “Pest-Controller” – das sind Kammerjäger), kurz, eine Autobahn für werktags.
Der 280 hingegen ist eine Sonntagsautobahn: obwohl auch vielspurig, ist er nie verstopft und schmiegt sich in eine abwechslungsreiche hügelige Landschaft, mit Seen, Bergen, Wäldern, Weiden. Morgens fahre ich (außer es schüttet, wie heute, und selbst die Straße ist in den Nebelschwaden kaum zu erkennen), in den Sonnenaufgang. Das hebt die Stimmung schon immer ungemein. Man möchte eigentlich ständig anhalten, um die Bilder besser wirken zu lassen.
Aber abends erst. Der Arbeitstag liegt hinter mir, ich fahre zügig und mit Spaß am Fahren (doch, diese Momente gibt es) ins rote Abendlicht, durch drei verschiedene Mikroklimas (an einer bestimmten Stelle auf der Strecke tröpfelt es an wolkigen Tagen immer) und bestaune, wie der Wind wunderschöne Wolkenformationen treibt. Die spiegeln sich in den Seen, die Himmel reißen auf (ja richtig, das ist ein Zitat) und ein Dürer würde aus diesen Goldaureolen ein göttliches Antlitz schauen lassen. Aus dem Autoradio dröhnt “Halleluja”. Mich trägt es fort. In solchen Momenten, auf dem 280, würde ich gerne an einen Schöpfer glauben und ihm zum gelungenen Werk gratulieren.
Stattdessen bremse ich wohl lieber runter. Dahinten in dem Busch lauert die Highway Patrol.