Sommerreise

Meine Dreiländer-Sommertheaterfahrt wäre wegen dieses Drecksvirus beinahe ganz total ausgefallen, wenn nicht die aufmerksame Frau W. aus S. entdeckt hätte, dass das Theater für die Jugend in Burghausen den Prozess von Franz Kafka als “Betreute Erlebnisführung für Delinquenten” anbietet. Und so habe ich eine Karte mitbestellt bekommen und war darüber hinaus zu Kost, Logis und Mixgetränken eingeladen. (Dieser Sommer 2020 wird als der Sommer in die Annalen eingehen, in dem ich eine Zweit-Margarita wg. bereits betrunken nicht einmal in Erwägung zog. Lausiges Jahr, das.) Aber dazu (zum Stück, nicht zum Alkoholkonsum) mehr im nächsten blogpost. Jetzt zunächst mal zur Fahrt an sich.

Die A94 ist erfolgreich fertig ausgebaut. Man gleitet dort meistenteils angenehm geschwindigkeitsbegrenzt vor sich hin, schwelgt in einem “Neue-Autobbahn-Gefühl”, ist – hoppla – unversehens am Ziel und wird sich nie wieder auf der Durchfahrt durch das grundhäßliche Dorf Thal-Straßmeier fragen, wer wohl eingezogen ist, in das dort immer immer immer via “Zimmer frei”-Schild im Fenster eines grundhäßlichen Hauses annoncierte freie Zimmer und seither dort festsitzt. Unvermittelt fange ich an, Eagles-Weisen zu pfeifen und… aber ich schweife ab.

Dabei wollte ich doch von den Fahrzeugen sprechen, die mit mir hier langfahren. Jedes zweite enthält offensichtlich ehemalige Pfadfinder, allzeit bereit. Alle mindestens die drei großen B auf den Karren geschnallt (Bike, Board, Boat – ja, sorry, muss englisch sein: Fahrrad, Brett und Ruderbot klingen nicht mal halb so cool), bei manchen kommt erschwerend noch das vierte B für Barbecue hinzu (nochmal, englisch. “Grill” klingt nach Vaddi mit der Originellspruchschürze). Seit das Virus diese Outdoorfanaten zu Urlaub vor der eigenen Haustür verdonnert hat, besteht der Abenteueranteil darin, unter ihren Spaßgerätelasten schwankend die Überholspur zu blockieren. Möge der für Freizeitgestaltung zuständige Gott sie mit Parkplatznot und Regenschwällen strafen. Hah!

Sehen kann man hier sonst nicht viel. Der Mais steht doppelmannshoch auf den Feldern und wuchert der Ernte entgegen, Sonnenblumen tragen schwer an ihren kernreifen Köpfen – dabei war doch noch gar nicht Sommer, ey! Die Feld- und Wiesenraine sehen aus wie in meiner Kindheit. Korn- und Mohnblumen (hier wächst als regionale Besonderheit sogar weißer Mohn), Gräser- und Krautdurcheinander. Sehr sehr schön. Sogar meine Windschutzscheibe ist wieder insektenverklebt. Keine Ahnung, ob das Virus damit zu tun hat, es sieht aber aus, als hätte die Natur sich wieder ein bißchen gefangen. Und das ist gut.

So, jetzt bin ich müde und werde übers Theater erst morgen schreiben.

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