Is there anybody out there?

In jüngster Zeit sind zur Gilde der wahrnehmbaren Balkonbenutzer hier in der Wohnanstalt viele Neue Sozialdistanzer hinzugestoßen. Luis, der Nacktgießer, Ludmilla, die Katzenkämmerin (freundlich für Massig-Katzenhaare-in-die-pollengeschwängerte-Luftverteilerin), Gisi und ihre Ratschkathln, die Demirsche aus dem Dritten (seit ihre eklige Kläfftöle in die Hundehölle abgestiegen ist, muß der Enkel als “Komm-zur-Oma”-Rufobjekt herhalten) und Adalbert, der Außenrasierer (Selbstbild: Adonis, Fremdbild: wa-as?) sind treuen Leser*innen schon wohlvertraut.

Laßt mich die Neuzugänge vorstellen:
Bis dato nur akustisch kennengelernt habe ich Schorsch, den Platzhirsch, der im Nebenhaus von seinem relativ tiefgelegenen Balkon stets Streit mit Vorübergehenden sucht. Findet er ihn, tauscht er mit großer Leidenschaft Beschimpfungen aus. (Ich habe den Verdacht, dass er sie auf Effekt wählt, so dass sie im Innenhof besonders schön nachhallen.) Wenn ihm die ausgehen, beendet er den Austausch mit der größtmöglichen denkbaren Beleidigung “Wohnst du überhaupts do?”. Offensichtlich von Schulbesuchsverbot sowie einem dauerleeren Althandyakku betroffen, wußte sich Nabelschnurnadine schon früh zu helfen. Sie rückte jeden Tag mit einem Konstrukt aus miteinander verbundenene Steckdosen aus der Wohnung aus und begann ihr telefonisches Halte-Kontakt-Tagwerk, das zuverlässig mit der Frage losging, ob sie dem Menschen am anderen Ende denn schon ein “pic” ihrer “Lifeline” geschickt habe. Am anderen Gebäudeende hat Raschid, der Wäscher zu tun. Jeden Tag beleidigt er die Augen der Nachbarschaft mit einer Auswahl frischgewaschener sehr bunter und ausgesucht häßlicher Poloshirts aus einem offensichtlich endlosen Fundus.

Hören, Sehen. Was fehlt? Richtig, die Nase. Immer, wenn ich etwas früher zu Bett gehe, schlafe ich in diesen Tagen wesentlich schneller ein als früher. Es ist Frühling, Balkontüren und Fenster stehen weit offen und Kiffer-Kathl und ihr Kumpel Günther Gras exhalieren dicke Schwaden sedierenden Rauchs in mein Schlafgemach. Nicht selten mischt sich darunter das Bouquet von Röstzwiebeln und scharf angebratenem halben Ochsen. Wer, um Himmels Willen, brutzelt sowas um kurz vor Mitternacht? Wie nenne ich diesen Bratmann? Attila, der Carnivore? Ganz egal.

In diesen Mischdunstnächten träume ich schlecht.

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