Becky Chambers Bücher zu lesen, macht einfach Freude. Leider habe ich mich – bis auf ein schmales Büchlein (“To be taught if fortunate”) – inzwischen durch ihr Gesamtwerk büchergewurmt.
“Record of a Spaceborn Few” ist der dritte Band der Wayfairer-Triologie und ich vermisse die Welten, die sie da geschaffen hat, schon jetzt. Wie schon in der Rezension des ersten Bandes geschrieben (s. https://flockblog.de/?p=39435), schreibt sie keine großen Space Operas. Aber sie kann kleine Leben in fremden Welten und das sehr gut.
In dieser Geschichte geht es um die Nachfahren der Crew der “Exodus”-Flotte, die “Exodans”, die letzten Menschen, die den von ihnen zerstörten Planeten Erde verlassen hatten, um irgendwo in den Sternen etwas besseres als den Tod zu finden. Viele Generationen später leben sie immer noch auf diesen zunehmend maroderen Schiffen. Unter und mit vielen neuen Rassen. Die große letzte Frage nun: Welchen Zweck hat ein Schiff noch, das sein Ziel erreicht hat?
Chambers zeigt im Detail, welche Riten und Rituale die Menschen sich erfunden haben, um das existenzsichernde Dauer-Recycling von allem und jedem in ihr Leben aufzunehmen und macht sich selbst über kleinste Details Gedanken. (Weil es nur wenige Wohnmöglichkeiten mit Aussicht gegeben hätte und dieses Privileg ein ständiges Konfliktpotential gewesen wäre, sind alle Wohneinheiten fensterlos und alle Bereiche mit Aussicht Gemeinschaftsräume.) Wie organisiert sich eine solche Gemeinschaft? Wer macht was? Wann gibts was zu essen? Und wer macht den Dreck weg? (Zu diesem Behufe wurde die “Sanitation Lottery” erdacht.)
Manche machen sich auf. Gehen weg. Werden “Grounders”. Andere bleiben. Halten die Erinnerung wach und das System aufrecht. Jeder ist ein bißchen neidisch auf die anderen und hält insgeheim doch sein Lebensmodell für die bessere Wahl.
Das liest sich wie Butter. Ein Wochenende und ich war durch. Leider. Ist strenggenommen auch nicht “Science Fiction” sondern, ich zitiere John Connolly, “Speculative Fiction” und zwar “the best currently being written”. Dem stimme ich aus vollem Herzen zu.
So. Und jetzt: Lesen! Lesen! Lesen!