Gestern im Volkstheater – “Legends of Entertainment” – Sargnagel, Rösinger & Bourbon

Ich war nur wegen Sargnagel gekommen. Wegen Hirn und geschliffener geschriebener und gesprochener Sprache. Deswegen traten auch die beiden anderen Diven zuerst auf – nicht ohne dem Publikum und sich selbst selbstironisch zu versichern, dass sie die eigentlichen Stars seien.

Denice Bourbon, Finnisch-Schwedische Wienerin machte den Anfang. Krachert, laut, auf dem T-Shirt das Programm: Fat Female Homo. Man darf getrost davon ausgehen, dass sie manchen im Publikum (hoher Frauenanteil, genauer: hoher Anteil an jungen Frauen, reichlich viele davon queer and proud) den ersten Zugang zu lesbischen Sex-Praktiken verschafft hat. Mit der Zeit ermüdend, denn viel anderes hat sie nicht zu bieten. Außerdem habe ich ein bißchen Angst vor einer Person, die stolz darauf ist, PCCC gegründet zu haben, den ersten Comedy Club, der sich politische Korrektheit auf die Fahnen geschrieben hat. Comedy pc? Muß das sein?

Nach ihr tritt Christiane Rösinger auf. Mein Alter. Meine Sorgen. Meine Freiheiten. Ich fühle mich sehr artverwandt und habe große Freude an einer Frau, die nichts (mehr) ernst nimmt und mit einer Stimme wie ein sehr junges Mädchen (noch leicht kratzig mit einem kleinen Bruch) von der Liebe und ihren Untiefen chansonniert, sinniert, ob ihre Wohnsituation noch Bohème sei oder schon Unterschicht. Nebenher handelt sie in ihren Conferencen das Leben im Allgemeinen und im ganz Besonderen ab. Ich frage mich die ganze Zeit, warum mir die in meinen frauenbewegten Jugendjahren nicht über den Weg gelaufen ist und komme zu dem Schluß: sie ist es wahrscheinlich, aber ich habe mir nur einfach den Namen nicht gemerkt. Ich bin nicht mehr nur wegen Steffi Sargnagel gekommen.

In der Pause hat man die Bühne umgebaut: ein Lesetischchen, ein Stuhl. Frau Sargnagel stellt ihr Gesamtwerk vor – inzwischen doch vier gedruckte Bücher, obwohl alles, was sie schreibt, online für umme zu haben ist. Es macht Spaß, dieser jungen Digital Native zuzuhören, ihre Sicht auf die Dinge zu erfahren und vor allem ihre Sprachfertigkeit zu genießen. Sie hats einfach drauf und von mir aus könnte sie sämtliche vier Bücher an diesem Abend vortragen. Langweilig würde es nicht.

Die Damen beschließen den Abend mit gemeinsam Gesungenen und ich würde ja gerne empfehlen, sich das selbst anzuschauen, allein, es war ein vorerst einmaliges Gastspiel.

Am Rande bemerkt: im Theater waren viele Burschen. Das heißt so, denn sie sind Mitglieder eine farbentragenden Burschenschaft (gelbe, sonderbar geformte Mützen). Es sind aber alles Frauen und die Burschenschaft heißt Molestia und darüber muß ich erst noch nachlesen, bevor ich erzählen kann.

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