Hey, Scotty…

Ob ers warm genug habe, befragt irgendwo im Abteil hinter mir eine Dame ihren Begleiter, nachdem sie vorher die dort unrechtmäßig sitzenden Passagiere lautstark verscheucht hatte. (Wir erinnern uns, wenn die Bahn Reservierungen nicht anzeigen kann, müssen sich die Fahrgäste selbst um diese undankbare Aufgabe selbst kümmern.) Ob er wirklich nicht friere und dass es bestimmt besser sei, wenn sie ihm sein Decki umlege, wenigstens untenrum, wo’s doch oft mal zieht. Und ob er ein Hüngerchen habe? Oder ein Dursti? (Ja, hat mich auch überrascht. Aber selbst schuld. Von dieser Person sollte man wohl keine sprachliche Konsistenz erwarten.) Die Bedürfnisse des Begleiters scheinen befriedet, im Abteil kehrt Ruhe ein.

Neiiiiin, nicht wieder schlecken! Nicht im Zug! kreischt es auf einmal. Alle schrecken hoch. Jedem fällt, was er gerade liest, aus der Hand und die Dame neben mir mit dem gemütlich klappernden Nadelwerk verstrickt sich vor Schreck. Was ist denn nun wieder los bei den beiden? Ich kann meine Neugier nicht mehr im Zaum halten und gehe nachsehen. Neben der (inzwischen nicht mehr kreischenden) Dame hockt in einem Körbchen, halb bedeckt vom grellorangenen Decki ein steinalter bibbernder Bassett aus dem Alte-Damen-lebenslänglich-treu-Begleiter-Bildbuch. Mit ellenlangen Hängeohren, traurig tränenden Augen und dem Corpus delicti, einer langen langen rosafarbenen Schlabberzunge, die ihm seitlich aus dem Maul hängt.

Bis Augsburg unterhalten sie die Mitreisenden mit mannigfachen Szenen aus ihrer Beziehung. Dann steigen sie aus und ich schwöre, der Auszug des gesammten Stammes Israel aus Ägypten war weniger dramatisch und laut. Für diese selige letzte halbe Streckenstunde bekommt der verbleibende Rest an Passagieren, was er die ganze Reise über wollte: In Ruhe vom Zug nach Hause gefahren werden.

… please: beam me home!

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