Wie gut, dass wir uns in der Pause warm angezogen* haben – über dem Grand Hotel sind finsterkalte Wolken aufgezogen und über dem “Reception”-Koffer von ehedem wehen keine fröhlich bunten polyglotten Fähnchen mehr. Nein, den parteilinientreu eingedeutschten “Empfang” schmücken Fahnderl in Einheitsblau. Darauf ein Drachenkopf mit gespaltener Zunge. Falls irgendwer die Zeichen der neuen schlechten Zeiten immer noch nicht deuten kann – der preußisch-schneidige Offizier Heinrich von Blitzmark** (Alex Liegl) und sein ganz in Feldgrau kostümierter Corporal (Georg Kaser, der die Figur schon sehr schön an den braven Soldaten Schwejk anlehnt) zeigen uns dann schon, wo’s langgeht. Hotel (und Land) haben sie bereits eingenommen und besetzt, andere kommen hier nimmer rein. Monsieur Gustavo kann angesichts dieses Elends nur noch sich und uns diese Anti-Lebenshilfe-Ballade des Schweizer Liedermachers Faber vortragen: https://www.youtube.com/watch?v=bzVlNmHUlno. Peter Schorn macht das aber schöner und viel anrührender als das Original.
Die Guten entkommen in einem wilden Schußwechsel und mit einem meisterhaft geführten Tortenheber, und ganz am Schluß, wenn wir den Eichendorff hinter uns gebracht haben und der Flieger die Sonne grüßt, hängt der Mann mit dem Apfel, wo er hingehört. Im Nachkriegshotel.
Wie ich es geschafft habe, in dem ganzen langen zweiteiligen Text das Gemälde “Mann mit Apfel”, das immerhin das umstrittene Erbe, den Notgroschen und arg sperriges Gepäck darstellt und auch sein Verwirrspielaustauschpendant “Mann mit 2 Äpfeln” nicht ein einziges Mal zu erwähnen, weiß ich auch nicht. Und dass auch in diesem Jahr wieder Feuerwerkskörper zum Einsatz kamen, müßt ihr mir einfach so glauben.
Abschließend gilt, wie immer: Molto molto grazie a tutti (vor, auf und hinter der Bühne, tutti completti!) für diese wunderschöne Produktion. Falls ich irgendwen oder -was verwechselt habe, bitte ich um Entschuldigung. Alle Fehler sind meine.
* “Warm” ist hier gleichbedeutend mit einem Baumwolljackerl pro Person. Aber immerhin, es war eine kalte Bergnacht und alle, die zum Mitführen warmer Kleidung wegen der Wetterextreme in der Höhenlage geraten hatten, hatten ja so recht.
** Ich vermute, die Autoren Liegl und Schorn interessieren sich weder für das Leben von Anderen noch für Autoren ohne Werk. Aber ich kann mich täuschen.