Armer, armer Zug. Hat die böse Sonne wieder deine Gleise heißgemacht und du kannst jetzt nicht mehr rumfahren, ohne dir die Rädchen zu verbrühen und bleibst deswegen am liebsten daheim bei Mutti im Depot? Versteh ich. Selbst mir wars in den letzten Tage manchmal zu warm, und das will was heißen.
Meine ganz besondere Hochachtung gilt der Dame, die der letzte Sproß einer langen Ahninnenreihe von tapferen Kol- und Sowchosenleiterinnen sein dürfte. Wo ihre Vormütter noch ganze Fünfjahrespläne in maximal zweien erfüllten, steuert sie wacker einen Zug durch diese Republik, schmelzenden Gleisen und anderen Unbillen zum Trotz. Zum Beispiel auch dem Umstand, dass sie “leider kein Personal mitgebracht hat, das Ihren Bedürfnissen entspricht”. (Das impft mir Bilder ins Hirn, die da nie mehr rausgehen…) Und deswegen müssen nun alle Passagiere, die Plätze in Wagen Nr. 30ff gefunden haben (ich sitze in 29, puaaah!), wieder zügig nach vorne kommen. Je schneller sie das schaffen, desto schneller können wir “losmachen” (nein, der Zug ist nicht plötzlich zum Schiff geworden…) und deswegen mögen doch bitte die, die schon wo sitzen, ihr “Gebäck” vom Nebensitz nehmen (um die Kekse dann dem neuen Nachbarn anzubieten, hihi?).
Statt jetzt daheim (wie vorgesehen und bezahlt) bin ich grad mal kurz hinter Stuttgart und weil heute, sagt die Sowchosenchefin (persönlicher Kurzauftritt in jedem Waggon, Respekt!) eh keiner mehr kontrolliert, werde ich versuchen, ein wenig vorzuschlafen.
Bonne nuit, allesamt!