Theatersommer 2019 – Der erste Streich

Seit ich wieder hier bin, habe ich mir die Tradition meines ganz persönlichen Theatersommers geschaffen: drei Inszenierungen in drei Ländern – und wenn alles supergut klappt, an jeweils aufeinanderfolgenden Wochenenden nach der Devise: Gespielt wird immer. Wer weiß wo, ist klug.

Gestern gings ins tiefe Niederbayern*. Dafür folgt man der B15 Richtung Rengschburg bis man irgendwann nach Uuschbo (Unterunsbach, mein liebster Ortsname von allen – irgendwann stehle ich denen das Ortschild doch noch) scharf rechts abbiegt. Noch vorbei am stingaten Schweinemastbetrieb und dann nochmal rechts abbiegen, zum Stadl in Unterröhrenbach. Dort ist seit vielen Jahren die Laienspielgruppe Ergoldsbach beheimatet, bei der ich vor noch viel mehr Jahren für zwei Sommer mitgespielt habe. Inzwischen sind aus meinen damals gerade höchstens halbstarken Schauspielerkollegen und -kolleginnen gestandene Familienväter und -mütter geworden und die, die damals schon ein bisserl älter waren als wir Jungspundstudenten, sind längst im Ruhestand und schauen nur noch zu.

Dennoch haben die Ergoldsbacher keine Nachwuchssorgen, denn entweder zeugen sie ihn selbst und übertragen ihre eigene Theaterbegeisterung via Genpool (die Familien Ammer und Baumeister) oder junge Menschen kommen freiwillig und wollen middoa. So ist denn auch zu erklären, dass das Durchschnittsalter der Räuber, die das Wirtshaus im Spessart heimsuchen, bei – gut gerechnet – höchstens 15 Jahren liegt. Wenn ihr Hauptmann nicht im Zivil Erstsemester in Regensburg wäre, hätten es noch nicht einmal dafür gereicht. Die Buben spielen mit Insbrunst böse Männer und weder über die Ohren rutschende Schlapphüte noch der Stimmbruch können sie aufhalten. Hah! Sie machen das sehr sehr schön!

Überhaupt fühlt es sich manchmal an, als wäre man in einem Jugendstück gelandet – und das macht Spaß! Ich sage nur Flipper, ihr wißt dann schon, was ich meine. Regisseur Robert Ammer hat seiner Truppe auch Lieder hineingeschrieben. Zum Singen. Öffentlich. Je jünger die Akteure sind, desto weniger interessiert sie die Fremdwahrnehmung, je pubertierender desto mehr. Die Puberinos tun dann beim Vortrag so, als wären sie gar nicht da. Aber auch das macht viel Freude, wenn man wenigstens einen gemeinen Knochen im Leibe hat. Ansonsten wünsche künftig immer bei Hosenrollen so einen witzigen Kostümwechsel wie den in der Dachkammer und wenn ihr abgespielt habt, möchte ich das wunderbare Ausziehbett der Fürstin haben und wäre mit ungefähr der Hälfte ihrer Bitchigkeit schon total zufrieden.

Das habt ihr sehr schön gemacht, allesamt! Vielen Dank! Und grüßt mir Tante Lotte**.

* Für die Entscheidung, ob Niederbayern von München aus gesehen als Ausland zählt, bin ich nicht befugt. Ich lebe ja hier erst seit über 30 Jahren und so ein Duldungsstatus ist schnell widerrufen…

** Tante Lotte ist das neue “42” und die Antwort auf alles. Das Leben, das Universum und den ganzen Rest.

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