Irgendwas mit Vertrieb

Er komme von der Stadt München, erzählt der schnieke junge Mann an meiner Tür mit vor Stolz schier berstender Stimme und habe jetzt eineinhalb Jahre lang superschnelle Glasfaserkabel verlegt und ich denke so bei mir “Oh ja, ich kann mich gut erinnern. Das ganze Viertel eine Baustelle. Gehwege und Straßen aufgerissen, abenteuerlich enge Schrammdurchfahrten zwischen rot-weißen Absperrflatterbändern und geparkten Fahrzeugen, Lärm, Staub… Und das war der tapfere Kerl hier ganz alleine. Huiui! Aber andererseits, es ist vielleicht gar nicht recht, so rumzumotzen. Hadern hat es jetzt immerhin, das superschnelle Kabel und eigentlich ein rechtes Glück, verglichen mit dem, was man sonst so über Internetabdeckung und Geschwindigkeit… Ja?”

So erwartungsvoll, wie der Herr mich anschaut, hat er gerade eine Frage gestellt. Hmmmm. “Tschuldigung, ich war gerade abgelenkt. Was…?” Das sagt er, sei kein Problem. Gar kein Problem nicht. Er habe nämlich schon alles für mich vorbereitet und drückt mir sein Klemmbrett in die Hand, ich müsse nur noch hier, hier und hier unterschreiben und da meine Bankverbindung eintragen und dann hätte ich es auch, dieses superschnelle Glasfaserkabel, das er die letzten eineinhalb Jahre für mich…

“Moment”, sage ich. Und dass ich gar nicht die Bauaufsicht bin und seine Arbeit gar nicht abnehmen kann. “Und was unterschreibe ich da eigentlich? Und wofür die Kontonummer?” Ja, wo er doch jetzt das Kabel für mich verlegt habe und ich hätte doch wohl Internet? Immerhin wartet er, bis ich bestätigend nicke. Zum Jasagen läßt er mir keine Zeit, das macht er selber. Ja, und ich wollte ja wohl schnelleres Internet? Ja, und darum hätte die Stadt München hier für mich…

“Hmmmm,” sage ich. Und dass ich gar nicht gewußt habe, dass die Stadt München auch ein Internetprovider ist (sowas kenne ich nur von San Bruno Cable). Ja, das wäre auch kompliziert, meint er, dafür hielte sich die Stadt München ein eigenes Unternehmen, die Firma M-Net nämlich und wenn ich hier, hier und hier unterschreibe und da meine Bankverbindung eintrage, dann würde M-Net im Auftrag der Stadt München mir zukünftig über das superschnelle Glasfaserkabel Internet liefern.

“Jetzad,” sage ich. Und dass die ganze Aktion hier auf einen Providerwechsel hinauszulaufen scheint. Und dass er vielleicht damit hätte eröffnen sollen. Dann frage ich ihn noch, ob er mir was besseres bieten kann als mein aktueller Provider und dann sagt er, dass er das nicht kann und dann schicke ihn fort und gebe ihm noch auf den Weg, dass es keine Art ist, anderer Leute Lebenszeit solchermaßen zu vergeuden.

Weil: Ich habe nichts gegen Menschen, die mir was verkaufen wollen. Außer mich für dumm.

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