Gelesen: “Der amerikanische Architekt” von Amy Waldman

Vorrede: es gibt BĂŒcher, die ziehen einen so in ihren Bann, dass man sie nicht mehr aus der Hand legen kann, man liest stĂ€ndig und ĂŒberall, sogar in der U-Bahn. Es gibt andere, die werden nur weitergelesen, wenn man sich von hier nach dort bringen lĂ€ĂŸt, weil die Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln lektĂŒrelos noch fader wĂ€re.

So ist es dem amerikanischen Architekten ergangen. Ein Buch mit einem an sich sehr spannenden Thema, Zitat Klappentext:

Manhattan. Eine Jury soll den besten Entwurf einer GedenkstĂ€tte fĂŒr die Opfer des Terroranschlags vom 11. September auswĂ€hlen. Nach langwierigen Beratungen und einem zĂ€hen Ringen um das richtige Konzept öffnen die Juroren den Briefumschlag, der den Namen des bislang anonymen Gewinners enthĂ€lt – und sind schockiert. Eine heftige Auseinandersetzung um die Person des Architekten beginnt: Wer darf sich zum FĂŒrsprecher der Trauernden erheben?

Darf es ein Mann wie Mohammad Khan sein, der in den USA geborene Sohn indischstĂ€mmiger Immigranten? LĂ€ĂŸliche Moslems schon die Einwanderer-Eltern, sĂ€kularer ehrgeiziger Yuppie-Architekt in Manhatten, fĂŒr Freunde und Familie nur “Mo”, der Sohn, der auf einmal ins Fadenkreuz des Post-9/11-Panik-Patriotismus gerĂ€t.

Waldman zeichnet ihre Figuren und deren Positionen sehr genau, das kann sie, versucht sich aber an Ausgewogenheit und weil bei ihr immer alle gleich recht haben, geht der Auseinandersetzung die Spannung verloren. Was mich aber am meisten gestört hat, ist die unzureichende Übersetzung. Schon aus dem Originaltitel “The Submission” (Die Unterwerfung) die deutsche Version “Der amerikanische Architekt” zu destillieren, ist bestenfalls schwer zu verstehen, sinnvoll ist es nicht. Es tut aber richtig weh, beim Lesen das amerikanische Original durchschimmern zu sehen, weil Übersetzerin Brigitte Walitzek der Mut gefehlt zu haben scheint, mehr Wert auf das Übertragen von Sinn, als auf das Übersetzen von Worten zu legen. Manchmal ist es zugegebenermaßen sehr schwer, einen knappen amerikanischen Text in gutes Deutsch zu ĂŒbertragen: “Das Recht auf Meinungsfreiheit können sie haben – Wir haben ja das Recht auf Waffenbesitz” – im amerikanischen Original steht da statt der Inhalte der Zusatzartikel wahrscheinlich einfach nur 1st und 2nd Amendment. Manchmal steht da aber auch einfach nur Schwachsinn: “‘Alle bedauern etwas’, sagte Molly elliptisch.” Du sprecha Ellipse? Ich nicht.

Eigentlich schade.

Das Ende des Buches, ÜbersetzungsschwĂ€chen hin oder her, ist enttĂ€uschend und wirkt, wie im Nachhinein drangeklebt: 20 Jahre spĂ€ter – was ist aus den Protagonisten geworden? Das macht man auch nur, wenn einem kein wirklicher Schluß einfĂ€llt. Ich bin froh, dass ich jetzt endlich durch bin.

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