Schnitzeljagd

Ende letzter Woche hab ich was im Internet bestellt, das sollte am Donnerstag ankommen. “Ist es am Samstag, wenn ich es verschenken will, ja lässig da”, hab ich mir noch gedacht. Soweit, so gut.

Am Donnerstag lag dann auch prompt ein Abholschein von DHL in meinem Briefkasten, man habe mich nicht angetroffen, ich könne meine Lieferung aber am Freitag ab 14:00 Uhr bei einer DHL-Station irgendwo hinterm Waldfriedhof abholen. Da hab ich dann schon ein etwas zorniger gedacht, dass a) der Umschlag lässig in den Briefkasten gepaßt hätte und das b) sonst doch auch geht und wenn schon nicht, dass c) gleich hier in meiner Passage eine DHL-Station ist, bei der der Fahrer, dessen Job ich d) auch absolut nicht haben möchtete, die Lieferung hätte abgeben können, was ich e) auch in meinen Präferenzen so hinterlegt habe.

Was blieb mir übrig? Ich habe Tagesfreizeit und mich am Freitagnachmittag auf den Weg zur Filiale gemacht, war ja auch mit 1 x U-Bahn und 2 verschiedenen Bussen gut erreichbar. Grrrhhh! Dort angekommen, hat man mich sehr bedauert. Ich sei heute schon die mindestens 10. Kundin, die diesem “arschfaulen” Ausfahrer auf dem Leim gegangen sei. Man habe a) mein Päckchen nicht, das sei nämlich b) wieder in Augsburg bei der Verteilstation, aber c) eine (mal wieder gebührenpflichtige – was ist das eigentlich in Deutschland für eine Unsitte?) Telefonnummer, die d) von Mo-Fr, 09:00 – 18:00 Uhr erreichbar sei und unter der ich e) “denen die Hölle mal ordentlich heiß machen” solle. Das wollte ich nicht. Ich wollte einfach nur meine Onlinebestellung zum zugesagten Zeitpunkt (nämlich dem Vortag) zugestellt bekommen haben und gut.

Jetzt war ich schon ziemlich fuchtig. Aber was blieb mir übrig, als möglichst noch vor deren Feierabend anzurufen und herauszufinden, was ich tun muß, um am Samstag was zu verschenken zu haben?

DHL hat neben einer scheußlichen Warteschleifenmusik offensichtlich eine strikte Setz-an-die-Telefonhotline-nur-Menschen-mit-Deutsch-als-Zweit-oder-besser-Drittsprache-Vorschrift. Der Herr, den ich nach mehr als 20-minütiger Wartezeit endlich dranhabe, sagt zwar alle zwei Worte “meine Dame”, hört mir aber ansonsten weder zu, noch ist er auf den Sonderfall geschult, dass es zwar eine Sendungs- und auch eine Abholfilialennummer geben kann, die Ware aber am angegebenen Ort nicht auffindbar ist. Sein erster Lösungsvorschlag ist, einfach morgen noch einmal hinzugehen, meine Dame. Die Dame will aber nicht. Die will jetzt den Vorgesetzten sprechen. Das will er aber nicht, meine Dame, denn er sei für mich zuständig. Darum sein zweiter Lösungsvorschlag, meine Dame. Ich solle doch googeln, meine Dame. Nämlich den Begriff “DHL-nochmal Zustellung”, meine Dame. Dann würde DHL in seiner unendlichen Großzügigkeit die Lieferung noch einmal liefern und alles gut, meine Dame. Das hilft mir nix, ich brauch das Ding morgen und jetzt den Vorgesetzten. Irgendwann stellt er die Warteschleife wieder an und nach weiteren 10 Minuten Wartemusik geht sein Kumpel dran, der auch keine Lösung hat, außer, dass ich das mit der nochmaligen Anlieferung versuchen soll. Der hatte immerhin schon die Schulung Ich-verstehe-Ihr-Problem-meine-Dame absolviert und wünscht mir nach der fruchtlosen Diskussion ein “besonders schönes Wochenende und immer Gesundheit”.

Was blieb mir übrig? Ich habe auf der DHL-Website eine nochmalige Zustellung zu beauftragen versucht und dieses Unterfangen nach mehreren Fehlermeldungen wutentbrannt abgebrochen. Daraufhin habe ich einen hübschen Gutschein gebastelt (Motto: DHL hat dein Geschenk gefressen) und die Zweitzustellung am Samstagmorgen noch einmal bestellt. Da gings dann, nachdem ich zum Beweis meines Menschseins auf unzähligen nervigen Captchas Hydranten, Zebrastreifen, Ampeln und Busse angeklickt hatte. Wenn ich Glück habe, kommt die Lieferung am Mittwoch. Also eine Woche später als geplant. Was für ein elendiger Saftladen!

Ich bestelle außer Lebensmitteln und Schuhen* inzwischen alles online, weil ich mit zunehmendem Alter immer weniger gerne Shoppen gehe und hatte bis jetzt noch nie solchen Ärger wie mit dem rot-gelben Verein da. Der selige Thurn und Taxis rotiert totsicher in seiner Gruft…

 

* Bei meinen Prinzessinnenfüßchen muß ich Schuhe leider anprobieren. Aber ich hoffe noch zu meinen Lebenszeiten auf bequeme Fußbekleidung aus dem 3D-Drucker.

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