Neu im Kino: The Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society

Nachkriegsengland. Rauhe KĂŒstenlandschaft. Junge Frau auf Sinnsuche. Bibliophilie… Haltamal! Momentamal! Hab ich das nicht neulich schon… doch, den hab ich schon gesehen.

Nein. Hab ich nicht? Mensch. Aufpassen! Dieses Mal ist doch alles ganz anders. Die KĂŒste zum Beispiel gehört zur Kanalinsel Guernsey und die Heldin ist keine verwitwete BuchhĂ€ndlerin, sondern Autorin. Ein echtes It-Girl (wenn man das heute noch so sagt) der damaligen Zeit mit einem reichen amerikanischen Onkel… Unsinn, nicht doch! Mit einem reichen amerikanischen gut aussehenden jungen Verehrer und einem schwulen besten Freund und Verleger sowie finanziell unabhĂ€ngig, weil ihr (unter mĂ€nnlichem Pseudonym veröffentlichtes) Buch mit Kriegsanekdoten ein Verkaufsschlager ist.

Aber dann? Dann wird es schon sehr Ă€hnlich, oder? Jaaa, schon. Unsere Heldin reist per Schiff fĂŒr ein Wochenende zu ihrem literaturbegeisterten Brieffreund (dem eloquentesten und saubersten Schweinebauern der Geschichte) auf die Insel, nicht ohne dass der Ami ihr noch schnell einen besitzmarkierenden Ring angesteckt hĂ€tte und bleibt flugs fĂŒr ein paar Wochen und viele KostĂŒmwechsel* dort. Weil sie ein Thema fĂŒr ein Buch gefunden hat und jetzt knallhart recherchiert: Die dunkle Geschichte des 2. Weltkrieges in Guernsey**.

Nebenher nimmt sie abends am Buchclub teil, mistet SchweinestĂ€lle aus, wandert viel in der Landschaft herum, findet die wahre Liebe sowie den Sinn des Lebens in der Einfachheit des Landlebens. Man muß weder hellseherische FĂ€higkeiten haben, noch die millionenfach verkaufte Vorlage fĂŒr den Film von Mary Ann Shaffer kennen, um die Geschichte vorhersagen zu können und wĂ€re ich nicht im Kino gewesen, hĂ€tte ich vorgespult – nur um zu bestĂ€tigen, dass ich richtig gelegen hĂ€tte. Trotz vermeintlichen Anspruches (Politik und Literatur) – es ist halt doch nur eine pilchrige Schmonzette vor schöner Landschaft. Tut nicht weh, muß aber nicht sein.

Nachtrag: die Hauptfigur Juliet Ashton wird von Lily James gespielt, die ich diese Woche auch schon mal als Jung-Donna in Mamma Mia II gesehen hatte. Das reicht dann erst Mal. Die guten Schauspielerinnen waren Jessica Brown Findlay, die aus einer winzigen Rolle herausholte, was möglich war; außerdem Katherine Parkinson und Penelope Wilton.

 

* Leider fehlt im Abspann der Hinweis darauf, wo man dergleichen bodenlose Koffer beziehen könnte; dabei ist das die eigentliche Sensation.

** Als die Kanalinseln von der Wehrmacht als BrĂŒckenkopf besetzt wurden, wurde ein Großteil der Inselkinder evakuiert und auf Jahre hinaus von ihren Eltern getrennt, Vieh beschlagnahmt und die verbliebenen Inselbewohner von ihren Besatzern bis an die Grenze des Hungertodes ausgebeutet.

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