Eiiine Insel mit zwei Bergen, tüdelüdüdüdü… Quatsch. Noch mal von Anfang.
Insel? Stimmt. Berge? Naja. Aber immerhin Hügel. Ägäis? Wahrscheinlich. (Gedreht wurde in Kroatien), Sommer, Sonne, blaues Meer, hübsche junge Menschen, gerne in der Variante “Swedish Delight”, also blaustrahlende Augen, blondes Haar und sonnengebräunter (nicht -gebrannter) Teint, singend und tanzend. Dazu kontrastierend ein paar ältere Menschen, wobei das verzeihlich ist, denn sie sind entweder prominent oder auf Ureinwohner gestyled.
Eigentlich ist der 2018-Mamma-Mia-Film eine Neuauflage des ersten aus dem Jahr 2008, mit noch mehr farbenfrohen aber nahezu identischen Gruppenchoreographien, noch mehr Menschen, die voll bekleidet ins Wasser springen, mit der Originalbesetzung (minus 1) plus noch mehr hübsche junge Menschen mit erfolgreich abgeschlossener Musicalausbildung. Schließlich handelt die Geschichte davon, wie alles begann. Wie Jung-Donna die Schulabschlußfeier aufmischt und dann ihr Gap-Year in Paris startet (Akkordeonmusik und “Waterloo”-Ballett), sich ein, zwei, drei Mal unsterblich verliebt und schließlich ihre Wahlheimat auf einer griechischen Insel findet.
Trotzdem geht das Konzept dieses Mal nicht auf. Alles, was im ersten Teil fröhlich und unbekümmert daherkam, gibt es nicht mehr. In diesem zweiten Teil schlägt das wirkliche Leben zu, die Jungen sind erwachsen und die Alten älter geworden. Die Abba-Hits sind aus der B-Seiten-Kiste. Außerdem regnet es. Und Donna ist tot. Und dann noch der fast schon surreale Auftritt von Cher, aber ich glaube, die ist eh ein Zombie. Es ist wie der Unterschied zwischen einer Mahlzeit aus frischen Zutaten und einer aus der Dose, auf deren Etikett steht, der Inhalt schmecke “wie bei Muttern”. Klappt nie.
Ich habe keine Ahnung, warum Meryl Streep nicht mehr dabei war und werde keine Zeit darauf verschwenden, das zu recherchieren. Wahrscheinlich war sie einfach weise.
Man kennt mich, ich habs nicht mit Musiktheater und halte mich sonst streng an die Regel “Warum singen, was man auch sprechen kann?”. Mein einziges guilty pleasure* ist “Mamma Mia”, das kann ich an Schlechtwettertagen gut angucken und bin danach besser drauf. Für die Erkenntnis, dass “Mamma Mia! Here We Go Again” nie in diese Kategorie kommen wird, mußte ich 6,40€ investieren – soviel Eintritt verlangt ein Innenstadtmultiplexkino für die Vorstellung um 11:00 Uhr morgens. Damit kann ich leben.
* guilty pleasure: das ist so einer von den angelsächsischen Begriffen, für den mir keine deutsche Entsprechung einfällt. Sowas wie ein kleines geheimes vielleicht ein bißchen peinliches Laster, das einem aber doch viel zu großes Vergnügen bereitet, als dass man davon lassen wollte.