Nachdem mein Gast seiner Aufgabe als amerikanischer Tourist nachgekommen war und die King-Ludwig-Schlösser bewertet hatte; nämlich, dass man Linderhof schon sehr ansehe, dass es eher Projektcharakter habe, Neuschwanstein hingegen “immaculate” (= tadellos, einwandfrei) sei, starteten wir am nächsten Tag die Museumstour.
Nein, ganz alte Bilder mit “fat ladies and roosters” wolle er sich nicht anschauen, da klinge die Beschreibung der Neuen Pinakothek schon besser. Dass er nach dem Besuch befand, dort sei aber zu seiner Überraschung doch “seriously old stuff” ausgestellt, hat uns zu einer längeren Diskussion über die Relation zwischen dem Alter der Herkunftsnation und dem Verständnis von “Was ist eigentlich Geschichte?” geführt. Die USA sind noch nicht einmal ein Vierteljahrtausend alt. Gemessen daran, ist eine aufgelassene Mine aus dem Jahre 1920 durchaus eine “historic site” (so ein Schild habe ich selbst irgendwo in Nevada gesehen) und ein Gemälde aus der Zeit Karls des Großen würde nicht in der Neuen, sondern in der SVFOS*-Pinakothek hängen. Dabei hatte ich erst noch gedacht, ich hätte mich vertan und wir seien in der Pinakothek der Moderne gelandet, weil schon im Eingangsbereich eine sehr interessante Installation aus halbtransparenten Kunststoffcontainern, gefüllt mit Papierknäulen in einer Art Gänsemarsch arrangiert war. Es war aber nur das Dach des Lichthofes undicht und der vorausgegangene Wolkenbruch sehr heftig gewesen.
Auf dem Weg zum Atzinger versehentlich ein hawaiianisches Poke-Restaurant gefunden und wieder wars nix mit bayerischen Spezialitäten – es ist der Cuisine Bavaroise nicht gelungen, meinen Gast zu überzeugen. “Probiere doch mal Leberkäse. Nein, enthält weder Leber noch Käse, aber du kannst ein Spiegelei drauf haben. Oder Schweinebraten? Richtig, die Soße ist mit Bier gemacht, das zwischen Fleisch und Krusterl ist reines Fett und die Knödel sind aus altem Brot und bestehen aus Kohlehydraten. Aber im Krautsalat ist bestimmt noch ein versprengtes Vitamin enthalten. Bestimmt. Oder Kaiserschmarrn? Genau, Kohlenhydrate, Fett, Zucker – aber immerhin sind Restproteine nicht auszuschließen. Außerdem Obst. Wie? Rosinen sind kein Obst? Dohoch! Oder ein Schnitzel? Lecker mit ordentlich Panade? Und dazu Kartoffel-Gurkensalat. Ja, das sind gekochte Kartoffel- und rohe Gurkenscheiben, mit Salzpfefferessigöl zusammengemanscht. Nein, ich mag nichts davon ab. Ich muß das nicht essen, ich bin hier nicht der Tourist.”
Samstag waren wir im Buchheim-Museum in Bernried am Starnberger See und ich möchte einem und einer jeden die Sutemi Kubo-Sonderausstellung sehr arg ans Herz legen. Ich habe noch nicht oft Kunst gesehen, die mir so schnell so nah war. Der See hat selbstverständlich vorbildlich in der Sonne geglitzert, außerdem Flora und Fauna, und wir haben gelernt, dass ein Eiskaffee fast genau dasselbe ist wie eine Root Beer Float, außer, dass man halt Malzbier statt Kaffee übers Eis gießt und das Ganze mit Sprühsahne, sehr viel Sprühsahne sowie ggfs. bunten Sprinkles krönt. Aber sonst? Quasi kein Unterschied. Anschließend Elfmeterschießen.
Sonntags: Deutsches Museum. Erfreulich wenig Kinder, daher selbst viele Knöpfe drücken dürfen. Glücklich abmarschiert. Abends kein Fußball. Daher Gespräch gesucht und gefunden.
Morgen reist Wes ab. Und wir haben noch lange nicht die ganze Liste abgearbeitet.
* SVFOS*-Pinakothek = “Seriously Very Effing Old Shit”-Museum