Ich frage mich, wofür Kevin die Klingel repariert hat. Die hiesigen Kinder hauen mit Gekreisch (und in der Begleitung Erziehungsberechtigter) auf die Tür ein und greifen beidhändig in die Schüssel – ich habe mit Staunen gelernt, wieviel Treaties so eine Kinderhand auf einmal greifen kann. Die Girls gehen (unabhängig vom Alter, das kann auch mal die vierzig überschreiten) als Engelchen oder Schmetterlinge. Ansonsten waren Spider- und Batman sowie Darth Vader gut vertreten.
Nach der Arbeit bin ich heute zur Market Street gelaufen.
Das ist eigentlich nicht so weit: http://www.mapquest.com/maps?1c=San+Francisco&1s=CA&1a=208+Utah+St&1z=94103&2c=San+Francisco&2s=CA&2a=9th+St+And+Market+Street und ich bin eigentlich auch kein Schisser und mag Krisengebiete, dennoch waren mir die Ecken und die Menschen gelegentlich ein wenig unheimlich. Es war aber auch schon sehr am Ende der Dämmerung und dazu blies ein heftiger Wind (so dicht verschleiert war ich noch nicht mal im Orient unterwegs).
Hat sich aber gelohnt: auf der Embacadero war heute Halloween-Fahrrad-Korso und viele, die dahin wollten, sind – in den irrsten Kostümen – über die Market Street geradelt. Ganz in Alufolie gewickelt mit übergroßer Alu-Elvis-Tolle zum Beispiel. Und ein schwules Paar in Dirndln auf einem Tandem. Auch sehr nett, der Herr ganz in Gelb mit einem riesigen Stück Emmentaler auf dem Kopf. Und, sowas hatte ich vorher noch nie gesehen, ein Cowboy auf einem Hollandrad mit Einkaufskörbchen vorne, in welchem er eine aufblasbare Kuh (riiiieeesiges Euter) appliziert hatte. Ob man sowas wohl im Versandhandel bestellen kann? Und wird das im neutralen Kuvert angeliefert? Gibt es auch andere Tiere? Mir bleibt noch so viel zu entdecken…
Toni hat mich mitten im Trubel dann eingesammelt und wir sind recht spät zu Hause angekommen, obwohl wir dieses Mal den Trick gefunden haben: rein in die Stadt auf der 9. Straße, raus auf der 6. Das letzte Mal haben wir wesentlich länger gebraucht, das Einbahnstraßengeflecht zu entwirren.
Ich hatte schon Angst, dass keine Kinder kommen und ich um mein Halloween-Erlebnis gebracht werde. Aber, siehe oben, es war mir vergönnt. Gleich die ersten waren die Nachbarn (Carmen und Francisco), wobei Francisco Carmen davon abhalten wollte, die Kinder rüberzuschicken. Ich sei schließlich fremd und kennte die hiesigen Bräuche nicht und das könnte doch peinlich werden. Aber Carmen hatte gesehen, dass im Küchenfenster die Halloween-Kerzchen brannten und konnte ihn beruhigen “she’s got all that fancy stuff, she know what to do”. Und so habe ich 2, 3 lbs. Süßigkeiten unters Volk gebracht (die ganze Veranstaltung ist bestimmt von der amerikanischen Dentisten-Vereinigung gesponsert), ganz oft mit breitem Grinsen “Happy Halloween” sagen dürfen und auch Toni glücklich gemacht, der versprochen hat, alle übrigen M&Ms aufzuessen.
My whole life is about comfort.