Ich bin kein Fan von Klimaanlagen und seit der Zeit in Amerika, wo man sich im Hochsommer fürs Büro einkleiden mußte wie hierzulande für einen Skifahrtagesausflug auf den Gletscher, schon doppelt und dreifach nicht.
Seit heute bin ich bereit, eine Ausnahme zu machen. Man möge bitte den Reha-Foltermaschinenraum nachrüsten. Der ist, wie schon häufiger erwähnt, mit einer raumlangen Fensterfront nach Westen ausgerichtet und selbst, wenn die nach so einer langen schwülen Woche alle offen sind, spüret man kaum einen Hauch (und wenn doch, dann einen sehr warmen) und die Luft in diesem Raum war spätestens schon am Mittwoch gegen 14:35 vollkommen aufgebraucht.
Heute früh war ich, nach anstrengender Hüpfgruppe (12 Mithüpfer und alle Fenster zu wg. “Küchengestank”) und sehr schmerzhafter Krankengymnastik (Das muß der Physiopath in der Ausbildungseinheit “Ran an die Faszien! Und vor dem nächsten Anlauf immer erst den Patienten wieder von der Decke pflücken und auf der Liege fixieren.” gelernt haben), bereits schweißgebadet und hatte dann noch eine gute Stunde HMTT* vor mir. Auf dem Fahrrad – beim (ausgerechnet) “Aufwärmen” – habe ich nur gelitten, tret-tropf, tret-tropf und als ich das endlich hinter mir und meinen Flüssigkeitspegel wieder aufgefüllt hatte, zur Belohnung die Beinpresse vorgezogen, mit der ich sonst immer abschließe, weil sie mir eigentlich Spaß macht und fast schon etwas Meditatives hat. Soweit ist es nämlich schon, das Stockholmsyndrom hat mich fest im Griff und ich fraternisiere mit einzelnen Foltergeräten.
Maschine einstellen, Handtuch auflegen, in Position legen (merken, das wird wichtig) und mit der Übung beginnen. Mit dem Schlitten heranfahren und wieder wegdrücken, heranfahren, wegdrücken, heranfahren… Ja, und dann weiß ich eigentlich nur noch, dass ein paar hektische junge Menschen in weißen Polohemden mit Signet um mich herumstanden, sich nach meinem Befinden erkundigten, mir Luft zufächelten, und mir jede Menge Wasserbecher gereicht wurden. Man half mir auf, setzte mich auf einen Stuhl, die herbeigerufene Ärztin diagnostizierte ein Kreislaufversagen, gab noch eine Runde Riechsalz aus, verordnete für den Resttag Schonung und irgendwer im Hintergrund wurde zischend zum Schweigen gebracht, als er sagte, das sei nun heute schon die vierte Patientin und noch nicht einmal 10:00 Uhr.
Beim Umziehen in der (natürlich auch nicht klimatisierten und fensterlosen) Damenumkleide im 2. Untergeschoß wurde mir nochmal kurz schwummrig, da wollte ich aber nicht umfallen, denn der Boden ist gefliest. Nix wie heim und seitdem frage ich mich, ab dem wievielten Kreislaufversagen die endlich merken werden, dass das systemisch ist (und nicht den Weichei-Patienten zuzuschreiben).
* Die Abkürzung habe ich selbst geprägt: Das “H” steht für “Hatha”, eine Yoga-Abart in gut geheizten Räumen, das “MTT” für “Medizinisch Therapeutisches Training”; das bedeutet ins Deutsche übertragen “So Tun, als ob diese Quälerei gesund wäre”.