Salong-Lesung in Schwabing (vorerst letzter Beitrag zum Kultursommer)

Es ist fei gar nicht einfach, sich nach drei Tagen grauem Himmel und Regen noch daran zu erinnern, wie schön das war, letzten Freitag, in der Nacht, in einem Schwabinger Garten, draußen.

Aber der Reihe nach: Ich war zu einer Autorenlesung von Alex Liegl geladen. Das Buch “Oben ist auch nur unten, aber halt von oben” hatte ich schon vor einer ganzen Weile selbst gelesen, sonst wußte ich nix. Was zieht frau zu diesem Anlaß an? Was bringt sie mit? Wo klingelt sie, wenn sie hinten im Biederstein am richtigen Haus angekommen sein wird?

Weil ich ja vorher nach der Arbeit noch Spocht machen mußte, blieben mir zu Hause nur genau 38 Minuten, um beim Duschen an Coco zu denken und drum ins eher luftig-große Schwarze zu schlüpfen (geht immer), eine gut gekühlte Flasche Wein, die Fleischpflanzl-Semmel, die ich eigentlich hätte zu Mittag essen wollen (kann man immer noch ganz toll aufschneiden und, garniert mit einem Petersilienstengel, eine mehrportionige Leckerei auf ein karges Büffet zaubern) und einen Beutel feinster Bagelchips einzupacken (sind nie verkehrt), zur U-Bahn zu eilen und fast ganz pünktlich vor dem wirklich sehr schönen Stadthaus anzukommen, wo mir zwei vollbepackte Herren von Käfer-Catering den Blick auf Gabi verstellten, die schon als Lotsin auf mich wartete, um mich gleich dem Hausherrn vorzustellen. Das war der Moment, wo ich mir mit meinem Rucksack und dem Weinderl, dem Pflanzl und den Chips ganz kurz ein bißchen doof vorkam, was mich “der Peter”, ein gediegener Herr fortgeschrittenen Alters durch seine herzliche Begrüßung ganz schnell auch wieder vergessen ließ.

Er begleitet mich nach draußen, wo schon eine große Gruppe wenigstens ebenso gediegender und an Jahren reicher Paare bei lecker Käfer-Vorspeisen und feinen Spirituosen dem Kulturgenuß harrte. Es handele sich, so der Peter, um seine Freunde, von Profession Psychiater, Psychologen, Psychoanalytiker beziehungsweise deren Ehegattinnen und -gatten, alle Mit-Mitglieder eines Vereins zur Förderung von Kunst und Literatur in der bei der Behandlung psychisch Kranker und man habe sich hier zu einem kleinen Sommerfest zusammengefunden und freue sich sehr, eine Freundin von Gabi und Alex kennenzulernen. Ah ja. Ja. Ja, und nachdem ich mich nun wieder gefangen habe, ist die Freude ganz meinerseits.

Gabi und ich werden gesetzt, gespeist und getränkt und dann gehts auch schon los. Alex’ “Bühne” in dem terassenartig angelegten Garten ist ein kleines Plateau ein paar Stufen über dem Publikum. Dort steht der Notenständer, auf dem die Texte liegen und gute Götter schenken ihm und uns einen windstillen Abend. Ich wünsche mir schon nach ein paar Minuten, dass es bald ein Hörbuch geben möge – der Text gewinnt durch Alex’ Vortrag so dermaßen an Leben, ist affenkomisch und die Damen und Herren Vereinsmitglieder schon bald aus dem Häuschen. Sie waren eh schon wohlwollend, jetzt aber sind sie dabei, gehen mit, lachen viel, geben Szenenapplaus und – denn es liest nicht nur Alex, sondern es satchmoed nach jedem Kapitel auch Aron Altmann zur Gitarre – wippen, schnippsen, klatschen und singen mit, dass es eine helle Freude ist. Nach den Zugaben signiert der Künstler sein Werk und Gabi, Aron und ich ziehen uns an einen Tisch in der hinterletzten Ecke des Gartens zurück und genießen. Den erfolgreichen Auftritt, den ernsthafteren Teil des Büffets, den guten Wein und gelegentliche Besuche anderer Gäste, die sich auch mal mit der Entourage unterhalten wollen.

Schee wars. Vielen Dank! Und wir sehen uns spätestens bei der Premiere des neuen “Siegfried” im Lustspielhaus am 15. August. https://www.lustspielhaus.de/kuenstler.php?p_id=3431

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