Früher, als ich noch eine aufstrebende Jungfeministin war, vermittelten mir Bands mit Namen wie “Schneewittchen” städtebaulich fragwürdige Informationen wie “unter dem Pflaster, ja da liegt der Strand” und berieten mit “komm reiß auch du ein paar Steine aus dem Sand” zu einer Karriere als Archäologin oder sonstiger Buddelei*.
Heute nun kommt mir meine fairgetradede Öko-Ananas nicht nur mit der Aufforderung daher “nenn’ mich ‘Süße Tropenkönigin'”, nein, sie behauptet auch “unter meiner Schale wächst die Sonne”, was wahrscheinlich die Achtsamkeitstante aus der Chiemsee-Reha in Verzückung versetzt hätte, mir als Linguistin jedoch kalte Schauer über den Rücken jagt.
Dass Nestlé sein (und durch eine vorausgegangene finanzielle Transaktion nunmehr mein) Frühstücksmüsli** (in deren Sprech “Cerealien-Produkt”) mit einem “Vollkornhäkchen” adelt, war da bei der heutigen Morgenmahlzeitzubereitung nur noch das Tüpfchen auf dem I.
Herrschaften, am Sonntagmorgen will ich mich nicht schon vor der ersten Tasse Kaffee (“Fair Trade mit dem vollmundigen Geschmack der kolumbianischen Hochebene”***) aufregen müssen – man unterlasse hinfort diesen Marketing-Dummschwätz.
* Ja, ich weiß auch, dass sie’s mehr als Aufruf zu “Macht kaputt, was euch kaputtmacht” verstanden haben, allein, wirklich verständlich ausgedrückt haben sie sich nicht…
** Nimm das, Türkisch!
*** Wie schmeckt Hochebene im Vergleich zu Tiefebene im Vergleich zu Tal?