Früher war ich total gegen Wäschetrockner. Erstens mal, weil das Wäsche vermittels elektrischem Strom trockenzublasen gar nicht gut ist für die Umwelt und darüber hinaus, weil es auch für die Anziehsachen nicht gerade ein Segen ist, wenn sie nach ein paar Rundläufen in der Trocknertrommel in Identitätskrisen stürzen, weil sie ihre Konfektionsgröße verloren haben. Viel heiße Luft schrumpft einfach. Nicht nur Obst und Menschen, sondern auch Wäsche.
In den San Brunoaner Tagen war es überhaupt keine Kunst, das Anti-Trockner-Banner hochzuhalten. Weil erstens ein Riesengarten mit integrierter Wäschespinne, zweitens sowiesoviel garantierte Sonnenstunden pro Jahr mit einem Bonus von über drei Jahren Dürre obendrauf und außerdem im Vollbesitz deutscher Mülltrennungsüberlegenheit. “Da, ihr faulen Californians, nehmt euch ein Beispiel an mir. Ich kann nämlich Öko. Hah!”
Jetzt hier in der Wohnanstalt ist das anders geworden. Nix Garten (ja, okay, Balkon ginge, aber doch nicht für Bettwäsche und andere große Teile), trocknungseffektaverse Jahreszeiten, irgendwem Öko vormachen kann ich mir sparen und dann hab ich ja auch noch Knie und es ist schon saupraktisch, alles nach zwei Stunden wieder verräumen zu können und gut is.
Nun hat mir eine Anekdote aus dem Genesungsleben meiner Mutter sehr zu denken gegeben: sie hatte in die Klinik Unterhosen nachbestellt, die Schwägerin hat auch prompt geliefert, allerdings waren die aus der Schublade, in der meine Frau Mama die aufhebt, die zu klein geworden sind. Worauf meine Schwägerin die Tour ins Krankenhaus ein zweites Mal unternehmen mußte, dieses Mal mit Unterhosen, die der Mama passen. Das hat sich bei Nachthemden wiederholt. Und bei T-Shirts und Unterhemden auch noch mal und ging meiner Schwägerin richtig auf den Senkel. Zu Recht.
Ich habe zwar für mich vor, den VWK (s. https://flockblog.de/?p=32271) zu packen, aber man weiß ja nie, ob irgendwas anders läuft als geplant, der Aufenthalt vielleicht länger dauert oder die Waschmaschine in der Reha kaputt ist oder wie oder was und ich dann doch eine liebe Freundin bitten muß, mir aus meinen Schränken Nachschub zu bringen. Ich selber weiß ja, um welche Schrumpfsocken ich schon immer herumgreife, aber jemand anderer womöglich nicht. Und weil frau lernfähig ist, habe ich heute alles, was der Trockner auf Kindergröße zusammengezurrt hat, für die Altkleidersammlung aussortiert. Weg damit! Immer in solchen Situationen geht mir dann nur eines durch den Kopf, nämlich, dass Rio recht hat: “Ich will nicht werden, was mein Alter ist.”
Habe allerdings sicherheitshalber* noch einen Fünferpack passende Strümpferl nachgekauft. Und schon wieder Dilemma: Irgendein armer furchtbar schlecht bezahlter Sweatshop-Mensch in Bangladesh hat mir die Dinger zusammengeklöppelt und dann mußten sie ja auch noch Schiff fahren und hier mit LKWs zu ihren Bestimmungsorten gedieselt werden. Doppel-Dilemma übrigens, weil sie so entsetzlich billig waren. Ach was, Triple-Dilemma: Reicht es nicht, wenn ein Kaffeeröster Kaffee verkauft. Müssen es tatsächlich auch noch Socken sein und die im Sonderangebot? Und das alles nur, weil ich, seit ich hier wohne, Kleinzeugs im Trockner trockne.
Vielleicht zählt zu meinen Gunsten, dass ich immer noch viel aufhänge und nur wasche, was muß – obwohl die Nutzung der Maschinen in der Miete inbegriffen ist (nix Fuffzgerl) und ich Schwäbin bin…
* Das Verhalten ist wohl doch genetisch bedingt. Hrrrggggn.