Nimmer im Kino: Captain Fantastic

Für die, die “Captain Fantastic” auch verpaßt haben, hier der Trailer http://imdb.to/2hwl8iU (beide anschauen) sowie eine kurze Inhaltsangabe: ein Vater (ganz, ganz herrlich: Viggo Mortensen) zieht, seit seine Frau wegen Depressionen im Krankenhaus ist, sein halbes Dutzend Kinder in einer “Cabin in the Woods” irgendwo im pazifischen Nordwesten der USA nunmehr alleine in ihrer beider Sinne groß; der Home-Schooling-Lehrplan umfaßt Survival-Training in seiner rauhesten Form sowie Weltliteratur, Wissenschaften und sozialistische Dialektik. Dann bricht das wirkliche Leben über sie herein und sie sehen sich mit der Welt der Anderen (“under-educated and over-medicated”) konfrontiert.

Die Trailer verraten eh schon viel – und es ist wie immer, wenn Außenseiter auf eine fremde Welt treffen: sie passen nicht und wem die fremde Welt die normale ist, beginnt sie zu hinterfragen. Auch Vater Viggo zerreißt es zunehmend: geht das Konzept seiner Elite-Athlet-Kinderphilosophen auf oder nimmt er den Kindern etwas? Möglicherweise sogar etwas Wichtiges? Was wiegt schwerer? Dazuzupassen oder kritisch zu denken und nie dabei zu sein? Wann ist welche Grenze erreicht? Bei einem blauen Fleck? Einer gebrochenen Hand? Einem Bowie-Messer in der Hand einer Siebenjährigen, damit sie ein mit Pfeil und Bogen erlegtes Wild ausweiden kann? Oder will man Weißbrotkinder, für die Mommy einkauft und kocht und das, was sie für das Böse* hält, von ihnen fernhält (die aber genauso schnell und präzise schießen – halt auf einen Monitor)? Ist eine Balance zwischen den Welten möglich? Mortensen spielt diesen wachsenden Konflikt herzzerreißend glaubwürdig. Die Kinder und die Bewohner der “zivilisierten” Welt stehen ihm in nichts nach. (Gibt es jetzt endlich einen Oscar auch fürs Casting? Oder muß ich den jedes Mal aufs Neue einfordern?)

Um meine Aussage von oben zu korrigieren: es ist eben doch nicht wie immer, weil es halt mal nicht um einen Alien geht, der nach Hause telefonieren will oder einen Reisenden, der in die falsche Zeit gefallen ist, sondern um die elementare Frage, wie und vor allem ob man die Nachgeborenen richtig auf ihr Leben vorbereiten kann. Und was dieses “richtig” eigentlich ist.

Ich verrate jetzt nichts mehr. Anschauen! Anschauen! Anschauen! Anschauen!

PS: Falls ein gewisser Kinoclub aus dem Erdinger Land den Captain noch nicht längst auf seiner Liste hat, dann aber Hop Hop. –  Power to the People, Stick it to the Man!

* Was ist richtig: Zu Kindern “ehrlich” zu sein und ihnen mitzuteilen, dass die Mutter Selbstmord begangen hat, indem sie sich die Pulsadern aufschnitt oder sie mit der Aussage zu “schützen”, dass manche Menschen so schwer krank sind, dass Ärzte ihnen nicht mehr helfen können und sie dann leider sterben müssen.

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