Herr K. ist ein Mitbewohner der Anstalt und, wie meine Oma das genannt hätte, ein Herr der auf sich hält. Selbst bei häuslicher Arbeit wie dem Waschen von Wäsche tritt er in angemessener Kleidung auf, heute in einem Hausanzug (!) aus Pansamt, mit farblich abgestimmtem Unter-T-Shirt, Socken und Mokkassins, die Hosen mit Bügelfalten. Selbstverständlich.
Als ich wie-immer-zu-spät-aus-dem-Büro-weggekommen-abgehetzt unten ankomme, verbringt er gerade Unterbeinkleider auf die Leine (bei diesem Mann verbietet sich ein so profanes Wort wie Unterhosen), mit einer Engelsgeduld, jedes einzelne glattstreichend, jedes Mal am Wäscheklipperl justierend, bis sie im Gleichhang hängt, seine kleine Armee. Dann kommen die Polo-Hemden an die Reihe. Er entnimmt dem Kleiderbügelbeutel einen Bügel, hängt ihn an die Leine. Dann entnimmt er dem Polo-Hemdenkorb ein Polo-Hemd, schüttelt es sanft aber bestimmt aus und appliziert es (doch, zu dem Herrn paßt obsolete Sprache) auf dem dafür bestimmten Bügel, richtet Nähte und den Kragen aus, macht die Knöpfe zu, betrachtet sein Werk und wenn er sieht, dass es gut ist, kommen die Polo-Hemdenbügel auf die für Polo-Hemden vorgesehene Leine. Ich schaue gebannt zu. Mir wird warm, meine Glieder werden schwer, meine Lider werden schwer, Wohlgefühl und Wärme breiten sich… Waaaahhhh?
Herr K. hat mich angesprochen. Er bäte noch um ein Momenterl meiner werten Zeit. Jaja, nimm nur, aber hör bloß nicht auf zu hängen. Tut er aber. Mit einem Hüftschwung, der zu Zeiten, als die Hüfte noch echt war, in Männern wie in Frauen das nackte Begehren geweckt haben dürfte, tänzelt er zum Waschbecken, kehrt mit einem feuchten Tuch zurück, wischt die Waschmittelschubschlade aus, anschließend mit einem trockenen nach und dann wünscht mir der reinliche Herr mit einer leichten Verbeugung eine “angenehme Verrichtung” und kehrt, nachdem er beide Lappen ausgewaschen und ordentlich ausgerichtet aufgehängt hat, wieder zu seinen Polo-Hemden zurück.
Meine Fresse, so geht das also: die Waschküche als montagabendliche Erbauungsanstalt. Carry on, Herr K., ad multi vesti.
* Frau kennt sich aus mit Datenschutz, drum schreibe ich seinen vollen Namen nicht. Nur so viel: ein fast namensgleicher Herr bewirbt sich in den USA als Dritter im Republikanerfeld um die Präsidentschaft.