Happy Hour

Während ich gerade meine Einkäufe im Drugstore bezahle, stürzt eine Dame im weißen Kittel aufgeregt auf mich zu: Ich sei ja so ein Glückspilz! – Wie? Was? – Ja, am Wochenende sei doch Columbus Day. – Und wenn er Amerika nicht entdeckt hätte, wäre ich nicht hier, oder was? – Und ohne Punkt und Komma gings weiter, heute sei ja auch Donnerstag, ich käme gleich dran, hätte auch nur noch 10 Minuten zu warten. – Wie warten? Worauf denn? Ich habe eingekauft, bezahlt und möchte gehen. Zudem war mir bereits bekannt, dass heute Donnerstag ist (es gibt schließlich eine Katze, die an Donnerstagen immer (immer noch) adoptiert werden will) und wenn ich wissen will, wie spät es ist, schaue ich auf die Uhr. – Nicht doch. Heute sei Happy Hour. – Wie? Was? Warum? Ich habe keinen Durst und bin überdies mit dem Wagen da und will keinen Alkohol. – Haha, doch nicht so eine Happy Hour, sondern eine für den Flu Shot. Heute, und nur heute, dem Donnerstag vor C-Day,  gibt’s traditonell seit Anbeginn der Welt bei Walgreen’s zwischen 9 und 10 Uhr abends zwei Grippeschutzimpfungen zum Preis von einer. – Aber ich will doch gar keinen Flu Shot. Ich habe Besuch und will nach Hause. Außerdem bin ich allein hier. Wie soll das gehen? Gibts in so einem Fall dann einfach 2 Spritzen, eine rechts, eine links, oder wie? Und wie gesagt: ich halte nichts davon und ich  brauche keine Imfpung. – Ganz egal, ich müsse das so sehen, das sei ein Schnäppchen: “One shot is totally free.”

Ich bin wirklich ein Glückspilz, denn es erschienen wahrhaftig Impfwillige und sie hat mich, wenn auch mit völligem Unverständnis, ungespritzt ziehen lassen. Ich glaube, das ist ein grundsätzliches interkulturelles Problem: unbenommen davon, ob man Bedarf hat, oder nicht, ist es hier ein Sakrileg, ein Sonderangebot nicht zu akzeptieren. Wenn es zwei Gallonen Milch zum Preis von einer gibt, hat man beide zu nehmen und lieber eine später verdorben wegzuwerfen, als laut zu sagen, dass einem eine reicht. Damit macht man sich verdächtig.

Ich möchte gar nicht wissen, auf welchen Schwarzen Listen ich schon stehe. Wehe, wenn Konsumverweigerung dereinst ein Straftatbestand wird.

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