Mikes Autofriedhof steht vor dem Ruin. Oh nein! Verzage nicht, Mike! Du hast Freunde. Freunde wie die Expendables – die produzieren innerhalb weniger Minuten soviel Schrott, daß Mike demnächst als Ritchie-Rich-Rentner in ein Condo in Boca* übersiedeln kann.
[Spoiler Alert.]Dann haben auch schon sie ihren alten Kumpel Doc aus dem Knast rausgehauen (Kollateralschäden: 1 Zug, 1 Hochsicherheitsgefängnisanlage, alle Schurken) und der Film geht los. Doc macht sich im Flieger rasch frisch (= rasiert sich den Gefängnisbart mit einer Machete ab – ohne Spiegel!) und turnt ohne sichtbare Folgen seiner achtjährigen Isolationshaft im Sindbad-der-Seefahrer-Kostüm im Hafen von Modadischu auf Kränen umeinander wie ehedem, schubst Container um, schießt und schmeißt mit Messern, brüllt wie alle anderen und trotzdem geht der Einsatz schief.
Das kann Sly nicht auf sich sitzen lassen. Natürlich nicht! Selbst, wenn sich die Gespräche inzwischen auch um Blutdruck- und Cholesterinwerte drehen, das Testosteronlevel hat nicht gelitten. Natürlich nicht! Was tun? Die Alten rausschmeißen. Naürlich! Ein neues Team muß her! Wer kann helfen? Sein alter Kumpel Bonaparte, der Talent-Scout und wuppdich haben die beiden ein Team von Youngstern beieinander, mit Qualifikation als Freeclimber (sehr nützlich in Aufzugsschächten), Computernerd mit Muskeln (“over-write bomb countdown”), Kneipenrausschmeißer (weiblich, Highest Heels, knappest Red Dress und letal), Navy-Seal-Waffenexperte (wer Bin Laden wegputzt kann alles) und schon gehts zum Einsatz gegen den Waffenhändler und Kriegsverbrecherschurken Mel Gibson in Bukarest. Geht schief. Nur Barney (Silvester Stallone) kommt raus, die anderen nimmt Stonebanks als Geiseln.
Und nun? Mit der alten Crew hat er sichs verdorben, die neue ist gerade indisponiert. Was bleibt? Arnie, Jet Li (der arbeitet jetzt exklusiv für Arnie, denn der zahlt mehr) und Antonio, der Mann, dem sein Kriegstrauma eine böse Logorrhoe beschert hat. Und was geschieht, als sie gerade mit dieser Minibesetzung losfliegen wollen? Es wird ihnen die Startbahn blockiert. Von wem? Überraschung! Keiner hats kommen sehen. Ausgerechnet von den alten loyalen Freunden. In voller schwarzer Kampfmontur und mit einem Arsenal an Reservewaffen. Jetzt aber! Auf nach Azmenistan! Die Kinder befreien, Teambuilding betreiben, gemeinsam Schurkenarmee 1 sowie 2 (mit alles, Luftunterstützug und Panzer!) auslöschen, alle aufs Dach, zum “Rendezvous” mit Harrison im Chopper, “evac in 5”. Nebenher, in einem letzten Mann-gegen-Mann-Kampf (mit Fäusten, obwohl hinreichend Schußwaffen verfügbar wären) macht Sly Mel den Garaus (von wegen lebend vors Kriegsverbrechertribunal in Den Haag bringen – “I am The Hague”) und dann fliegt das Gebäude doch in die Luft, weil Dolph vergessen hat, den Taschencomputer aufzuladen. Dammit! Und obwohl Sly durch explodierende Treppenhäuser aufs Dach gehetzt ist, ist er zu spät. Or is he? Ach was. Wie Phönix am Bande steigt er aus den Qualmwolken auf. Alles gut. Mission accomplished. Alle Helden. Testosteronlevel erfolgreich gehalten. Und für Mike vom Autofriedhof ist eine ganze Eigentumswohnanlage rausgesprungen.
Was ist anders als in den ersten beiden Expendables? (s. https://flockblog.de/?p=15490) Mickey und Chuck waren nicht dabei, dafür sind Wesley und Antonio eingesprungen, statt Bruce rettet Harrison im “Choppa” die Welt mit, Arnold kann immer noch nicht akzentfrei englisch sprechen, trägt aber sehr überzeugend einen Sechstagebart und im Juniorteam prügelt sogar eine Quotenfrau mit. Außerdem muß nicht mehr jedes computergesicherte Schloß mit Gewalt aufgebrochen werden, Hacken gildet jetzt auch. Sonst war es wie immer. Kein Mensch braucht so viel Bummschepperklirr, trotzdem macht es immer noch Spaß, älteren Herren dabei zuzusehen, wie sie sich beim Weltretten zwar nicht mehr ganz so tierisch ernst nehmen wie in jungen Jahren, aber dabei launig vorführen, daß sie’s immer noch draufhaben. Und wie! Das bisserl Dialog, das nicht aus “Go! Go! Go!”, “Fire! Now!”, “Watch your six!”, “Nuschel. Nuschel. Nuschel!” (Silvesters Beitrag) oder einem abfälligen “Männer!” (Lara-Croft-Ersatz-Heldin) bestand, und vor der Pyromanengeräuschkulisse noch hörbar war, war ganz witzig.
Wie immer: meine Kritik lesen und ein bißchen Vorstellungsvermögen haben sollte reichen. Es sei denn, es ist einem nach Krach, Zerstörung, Feuer, echtem Männer-Show-down und Keuschheit. In Amerika dürfen Kinder ab 13 Jahren rein, weil Sex noch nicht einmal eine Nebenrolle spielt.
* “A Condo in Boca” ist der Ruhestandstraum jedes Mittelklasseamerikaners. Boca Raton in Florida besticht durch die Lage am Meer, ein warmes mildes Klima, überbreite abgeflachte rollstuhltaugliche Gehwege, Supermärkte mit überbreiten Gängen und auch für sechs Dioptrien und aufwärts lesbare Preisschilder und Lieferung frei Haus; ein Service, den auch Apotheken, Ärzte, Friseure, Fuß-, Hand-, Hund- und sonstige Bedürfnispfleger anbieten. Außerdem kommt das Pflegepersonal aus Kuba und die wissen noch, daß man mit alten Menschen freundlich und respektvoll umzugehen hat.