In Denise’s Coin Laundry…

war ich heute frĂŒh um 8:00 Uhr mit ein paar Körben voll SchmutzwĂ€sche, Waschmittel, Buch und mutterseelenallein, bis auf einen Mann sĂŒdlĂ€ndischer Herkunft, der mit kreisenden Kopfbewegungen vor einem laufenden Trockner meditierte. Oder so. (SpĂ€ter gab er seine Schuhe in die WĂ€sche und lief strumpfsockig und laut telefonierend auf dem Parkplatz auf und ab.)

Ich kaufte also an der Wechselmaschine Quarters, befĂŒllte Waschmaschinen und MĂŒnzschlucker – und ging dann erst mal zu Starbuck’s, direkt gegenĂŒber. Mit einer Latte und auf eine halbe Lesestunde (lĂ€nger dauert hier eine VollwĂ€sche nicht) eingerichtet, traf ich auf einen Ă€lteren Herrn, der gerade die MĂŒnzautomaten leerte. Wir kamen ins GesprĂ€ch: Bill ist der Besitzer des “Laundromat” und weil “Bill’s Laundry” nicht so reinlich klingt wie “Denise’s Laundry” haben sie den Laden nach seiner Tochter benannt. Er fand es sehr vernĂŒnftig, dass ich so frĂŒh gekommen bin, da sei alles noch “neat and clean”. An den Wochenenden sei nach Lunchtime kein Durchkommen mehr, da wĂ€ren alle mit ihren Familien da, brĂ€chten Kinder, BĂ€lle und Picknick mit und machten Party. In den Nationalparks ist die Regel, dass man, was man reinbringt, auch wieder mitnimmt – bedauerlicherweise nicht im Waschsalon.

Verwundert war er aber doch, dass dies mein erstes Mal war, was um Himmels Willen hĂ€tte ich denn gemacht, als ich noch jungverheiratet war? Er und seine Gattin hatten in den ersten paar Jahren ihrer Ehe einen festen Laundromattag in der Woche, damals in den Sechzigern, als Waschen noch einen Quarter kostete und 10 Minuten Trockner 10 Cents. (Der Tarif fĂŒr ersteres liegt inzwischen bei 2 Dollars – die Maschinen nehmen aber immer noch nur Quarters.)

Er fand meinen Akzent ganz apart (meistens wird mir unterstellt, dass ich Irisch klinge, in letzter Zeit eher Schwedisch), und als ich mich als Deutsche outete, hat er mir ganz begeistert erzĂ€hlt, dass er und seine Gattin demnĂ€chst in Kolbenz zu einer “Rhine Cruise” aufbrechen, bis nach Budapest. Kolbenz – mein schĂŒchterner Einwurf, das hieße nach meiner Kenntnis aber Koblenz, wurde gleich abgeschmettert, das stehe so bei ihnen im Programm, sei also richtig. Na gut, von mir aus, aber Budapest liegt an der Donau! Und zwar ganz sicher! Er wird’s auf der Landkarte nachprĂŒfen, wirklich ĂŒberzeugt war er allerdings nicht. Irgendwie kamen wir dann noch auf das ideale Reisewetter: er und seine Gattin bevorzugen “Sweater-Weather”, aber regenfrei. Sein Bruder, der in den Sechzigern in Deutschland stationiert war, habe ihm das deutsche Wetter so geschildert (Schnee oder heiße SommernĂ€chte hat er wohl nie erlebt. Wahrscheinlich durchgehend im Bonker gesessen?).

Inzwischen war mein Kaffee alle, die drei Maschinen durch und er hatte die Automaten geleert – vielleicht treffen wir uns nĂ€chsten Samstag wieder.

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