Es ist Feiertag, die Fahnen klirren im Winde und Toni kommt vorbei, um die neue Hüfte auszuführen.
Wohin? Egal, Hauptsache irgendwo ans Wasser. Dieses Mal vielleicht ein Binnengewässer? Das San Andreas Reservoir liegt quasi gleich hinter dem Haus und rundrum führt der San Andreas Trail, das klingt doch gut. Hut auf, Stock fest in die Linke gekrallt, Schirm und Gesangbuch im Auto zurücklassen und dann mit Macht gegen den Wind gestemmt. Die Santa Ana Winde, die im Süden Kaliforniens die Waldbrände anfachen, kühlen auf dem Weg nach Norden ziemlich ab und werden zu eisekalten Böen, aus allen Richtungen und ununterbrochen. Auf dem See trägt jede Welle ein Schaumkrönchen, Bäume werfen mit Ästen und Zapfen nach Passanten und wir marschieren recht flott dahin, bis mir siedendheiß einfällt, daß ich das ja alles auch wieder zurückgehen muß. Und zwar bergauf.
Toni geht noch ein paar Kurven weiter, ich mache mich auf den Rückweg, wenn auch nicht mehr ganz so frohgemut und flott wie zu Beginn. Hüfti und ich sind schließlich noch keine vier Wochen zusammen und noch in der Akklimatisierungsphase. Aber immerhin, wir bringen es gemeinsam auf eine Dreiviertelstunde Gehen sowie ca. 10 Minuten Humpelschleichen für die restlichen 200 Meter zum Auto (fällt ganz klar in die Rubrik “doch a bissele überschätzt”).
Den restlichen Nachmittag fahren wir einfach so ein bißchen spazieren und vermeiden alle Straßen, die wir schon kennen. Das macht richtig Spaß und gilt als Ferientag, bevor morgen der Ernst des Arbeitslebens wieder losgeht.
* Zu singen nach der Melodie “Let’s go fly a kite” aus Mary Poppins (http://bit.ly/1p9ArI1)