Auf der Wache
“So, FrĂ€ulein Schez… [neuer Anlauf], FrĂ€ulein Scherz.., [noch ein Versuch, schon hastiger], FrĂ€ulein Scherzergaaahhh… – Wissen’s was? Ich sag’ jetzt einfach a mal FrĂ€ulein Susi [kumpelhaft], so unter uns, und fĂŒr’s Protokoll buchstabieren Sie’s mir dann einfach. Oiso, ich hĂ€tt’ da noch ein paar Fragen z’wegen Ihrer VermiĂtenanzeige. [Lehnt sich zurĂŒck.] Fangen mir einmal an: Name? [jovial] Des hamma ja scho ausg’macht: vorerst FrĂ€ulein Susi. Wohnhaft: Im Harem, Sultanspalast am GroĂwesirsplatz. Guat, dann hamma des auch. Familienstand? Wie bitte?” [Wiederholt] “Kompliziert.” [Sich vorbeugend, hin- und her gerisssen zwischen Diese-UnverschĂ€mt-ahnden-wollend und vĂ€terlichem VerstĂ€ndnis] “Ham’s da nicht noch was anderes? Das ist in dem Formular ĂŒberhaupts gar nicht vorgesehen.” [Pause] “Ham’s nicht?” [Sich innerlich gerade fĂŒr die Good-Cop-Rolle entscheidend, mit etwas verschleierter (hihi) Stimme] “Macht nix, lass’ ma weg. TrĂ€gt ja auch nicht zur Wahrheitsfindung bei, gell, hahahha?” [Ein biĂchen enttĂ€uscht, weil auĂer ihm keiner lacht, wendet er sich der nĂ€chsten Frage zu] “Beruf?” [Spricht die Silben laut mit wĂ€hrend er notiert] “Ge-schich-ten-er-zĂ€h-le-rin.” [Ăberliest, was er geschrieben hat und fragt nach] “Und davon kann man leben?” [Nickt verstehend und zitiert] “‘Grad so’. Grad so, ja, des hob i mir denkt. Bei dem ganzen Fernsehen heutzumtag, gell? Da gehen Geschichten nimma so guat.”
[NĂ€chste Seite im Protokoll] “So, jetzad die Angaben zur vermiĂten Person.” “Was, sagen Sie? Personen? Was meinen Sie mit ‘die ganze Nachschublieferung fĂŒr den Harem’? 15 junge Frauen? Jungfrauen gleich gar. Ja mir hörst auf. Schlecht leben tut der ja nicht, Ihr Herr Sultan.” [Beschwichtigend] “Wenn’S meinen. Dann eben nicht ‘Ihr’ Herr Sultan.” [Neugierig geworden, aber seinen amtlichen Ton beibehaltend.] “Was ham denn die ang’habt, die Zuckerpuppen?” [Schreibt wieder mit] “Je sieben Initiationsschleier, gĂŒlden, von den erfahrensten Hofseidenraupen gesponnen.” [Wiegt sein Haupt, mit zusammengekniffenen Lippen, als bestĂ€tigte die Beschreibung seine schlimmsten BefĂŒrchtungen] “Kommen’s a mal mit, FrĂ€ulein Susi und schauen Sie Ihnen das an. Sind das die G’wander? … Ja? Dann muĂ ich Ihnen was sagen: die Schleier, die hamma g’funden. Dahinten, am Berg. Aber die Maderln, die sind lĂ€ngst ĂŒber alle sieben Weltmeere.” [Im Versuch zu trösten] “Nicht traurig sein, FrĂ€ulein Susi. Sehen Sie’s doch so: Da ham’s Ihnen aber eine ganz b’sunderne Gutenachtg’schicht fĂŒr Ihren [unterbricht sich], ja, is ja gut, fĂŒr den Sultan heute, gell?”