Death Valley

Über den Weg von Las Vegas zum Death Valley läßt sich nur erzählen, dass er sich ganz elendig zieht, dass man im “Last Chance Saloon” zu Pahrumpe handgeformte Burger serviert und auf der Speisekarte auch eine Witzseite anbietet. Hier der netteste:

“You might be a redneck: You got stopped by a statetrooper. He asked if you had an ID. And you say: ” ’bout what?”

Am Nebentisch speiste ein sehr kahlköpfiger Muskelprotz, der gleichzeitig drei Waffenjournale durchaus studierte und seinen Bizeps mit einer Tätowierung verzieren hatte lassen, die sich stark positiv für den Besitz von Schusswaffen aussprach. Widrigenfalls man dem sicheren Tode geweiht sei.

Endlich: Death Valley.
Erst mal am Automaten den Siebentage-(drunter is nich) Parkzutrittsausweis kaufen, und dann der erste Stop bei “Zabriskie Point”. Aber hallo! Die Aussicht war wirklich spektakulär – doch irgendwie hatte ich mir den Point größer vorgestellt. Außerdem hatte man just mit uns eine Busladung Japaner auf das Hügelchen gejagt und die waren lärmig. Bis endlich jede/r jede/n und engste Freunde in unterschiedlichen Konstellationen abgelichtet hatte. Dann gings zum Glück wieder hopphopp in den Bus und weg.
Wir ließen uns Zeit und fuhren irgendwann weiter, dem Visitor’s Center zu. Auf dem Weg fanden wir auf einer Anhöhe mit tollem Rundumblick ein sehr ansprechendes Hotel, also anhalten, nach Zimmer fragen.
http://www.furnacecreekresort.com/
Da wir die Bank am Vortag nicht gesprengt hatten, drohten deren Preisvorstellungen nun unser Budget zu sprengen. Sie hätten da aber, unten im Tal, noch die “Ranch” – da sollten wir’s doch probieren, deren Preise seien moderater. Vergleichweise gesehen durchaus korrekt, aber man läßt es sich auch in der Ranch bezahlen, dass man seine Gäste mitten im Nationalpark beherbergt. Für eine Nacht waren wir großzügig mit uns und mieteten uns in das vorvorletzte freie Zimmer ein – auf dem gleichen Gang wie unsere japanischen Freunde von Zabriskie Point.

Wir hatten noch für eineinhalb Stunden Tageslicht vor uns und ein paar Empfehlungen von der Dame im Visitor’s Center bekommen; unter anderem die, man könne den Sonnenuntergang doch am Artist’s Drive erleben, am besten bei Artist’s Palette. Sie hatte ja so recht: im Gestein dort sind überall Metalleinlagerungen, die im Sonnenuntergang in allen Rot-, Gold- und Grünschattierungen leuchten. Den serpentinenreichen Weg zurück (die Parkverwaltung hat die Straße klugerweise zur Einbahnstraße gemacht) sind wir bei wachsenden Schatten und im milden Mondlicht genüßlich im Schrittempo gekrochen – mit vielen Ahhs und Ohhs und gelegentlichen Stops für ganz besonders schöne Ecken. Mit diesem Erlebnis noch im Gedächtnis und der Empfehlungskarte vor uns haben wir uns beim Abendessen schweren Herzens entschieden, nur den Death Valley National Park zu “machen” und auf unsere anderen angedachten Ziele (Mojave National Park und Hoover Dam) zu verzichten. Schon die Namen waren so reizvoll “Badwater”, “The Devil’s Golf Course”, “Death Valley Dates Oasis”, “Mesquite Flat Dunes”, “The Devil’s Corn Field”, “Stovepipe Well” und erst die Beschreibungen. “The Devil’s Golf Course” solle man sich vorstellen, wie ein Korallenriff, das Amok gelaufen sei, “Stovepipe Well” sei eine recht gut erhaltene Goldgräberstadt. Hach. Schön hier. Und so schade um alles, was wir nun verpassen. Aber gut. Erst mal schlafen.

Am anderen Morgen sind wir ohne Wecker und ganz leicht erstaunlich früh aufgewacht und losgekommen, so dass wir kurz nach Sonnenaufgang schon an des Teufels Golfplatz ankamen. Dort trafen wir auf einen Herrn, der mit einem Hühnerei und einem imaginären Golfschläger fürs Photo einen Abschlag geben sollte. Seine Begleiterin wollte denn auch als allererstes einen “Stick” von uns und war recht enttäuscht, dass wir nicht – wie alle normalen Menschen – unseren Golfsack im Kofferraum hatten. Ich weiß nicht, wie ein Korallenriff nach einem Amoklauf aussieht. Dies hier sah aus wie ein sehr grob umgepflügtes Stoppelfeld mit Rauhreif. War aber keiner, sondern Salz, wie auch im Badwatersee, der seinen Namen einem Maultier verdankt, das dort die Aufnahme von Flüssigkeit verweigert hatte. Weil uns auf einmal so viel Zeit zur Verfügung stand, sind wir den Artist’s Drive in der Morgensonne noch einmal abgefahren. Und wieder ganz arg schön und ganz arg anders in der Wirkung.

Uns langsam Richtung Parkausgang bewegend sind wir auf Sanddünen geklettert, haben immer wieder neue und immense Canyons und kahlste Flächen angewandert. Wobei, ganz kahl war es nirgends. Die Winterregenfälle sind wohl gerade erst vorbei und alles, was kann, nützt die kurze Vegetationsperiode vor der Sommerhitze und treibt und blüht. In der Goldgräberstadt haben wir zu Mittag gegessen und dann die Straße zurück nach Vegas unter die Räder genommen. Auf dem Weg haben wir Städtchen durchfahren, in denen ich nicht mal tot über dem Zaun hängen möchte, wie Beatty oder Indian Springs. Trist, grau, staubig, Trailer Parks, kaum ein Mensch auf der Straße, Tankstellen, an denen sich der Tankwart neben der Zapfsäule eine Zigarette ansteckt… Wie gesagt: ich würde da auch nicht leben wollen.

Kurz vor Las Vegas, es war immer noch hell und wir wußten, dass das noch mindestens zwei Stunden anhalten würde, änderten wir kurzentschlossen und spontan unsere Route, ließen Vegas Vegas sein und steuerten Boulder City an, eine kleine Stadt eine knappe Autostunde von Las Vegas entfernt und ganz nah am Hoover Staudamm, den wir dann am Samstag doch noch würden sehen können. Die Herren Rand McNally und Google Maps ließen uns ein Viertelstündchen vor Ankunft noch einen heißen Stellvertreterkampf führen – ich glaube, wenn wir in dem Moment gekonnt hätten, hätten wir das Auto mittendurch geteilt, und jeder wäre seines (allein richtigen) Weges gefahren. Gute Götter, sanitäre Bedürfnisse und Hunger ließen uns dann doch ein nettes Family-Motel – http://www.elranchoboulder.com/ – finden. Unser Zimmer hatte eine Heizung, da waren wir mit uns und der Welt schon sehr versöhnt. Karen von der Rezeption empfahl ihr (wirklich ausgezeichnetes) Lieblingsrestaurant – http://www.discoverourtown.com/NV/local-185765.html – und dann war alles wieder gut.

Wohin unsere Reise am Samstag führte, erzähle ich im nächsten Post.

2 Responses

Add a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *

1 × 5 =