Das GefĂĽhl der Schadenfreude, das sie neulich empfunden habe, sagt die Kollegin vorhin, “das ging mir runter wie eine warme Semmel”.
Womit wieder einmal bewiesen wäre: der Hunsrück ist einfach nicht sehr mediterran.
Das GefĂĽhl der Schadenfreude, das sie neulich empfunden habe, sagt die Kollegin vorhin, “das ging mir runter wie eine warme Semmel”.
Womit wieder einmal bewiesen wäre: der Hunsrück ist einfach nicht sehr mediterran.
Ich wĂĽnsche ja schon aus Prinzip jeder Gewerkschaft einen erfolgreichen Tarifabschluss, aber denen, die gerade meinen Autoradiosender B2 bestreiken, ganz und besonders und schnell.
Klar ist da auch Eigennutz dabei. An den Tagen, an denen Bayern2 bestreikt wird, dudelt ersatzweise Bayern1. Das kann ich nicht lange ohne bleibende Schäden ertragen. Deswegen: hoch die Tarife!
Uhund links, zwo drei, und links, zwo drei…
Das ist, wenn der Nazi-Murot Oberst Rother (Ulrich Tukur) heiĂźt und in einem winzigen hessischen Dorf mitten im 2. Weltkrieg mehrere Fälle gleichzeitig ermittelt. Es gibt arg viele Klischees, von der versteckten jĂĽdischen Ă„rztin (Barbara Philipp) ĂĽber die glĂĽhende Nazisse (Melanie Straub) und den “falsch verheirateten” untergetauchten Akademiker (Cornelius Obonya) bis zum ĂĽberfanatischen adeligen Adjutantenleutnant (Ludwig Simon). Der Dorfschmied und Kriegsveteran hat seine Senfgasverletzungen erlitten, “weil der Wind sich gedreht hatte”, der sehr adelige schneidige Jungnazi (Marius Ahrendt) zeigt sich als bei der ersten Gelegenheit in einer geklauten Postleruniform flĂĽchtender ĂĽberlebender Feigling, der kĂĽmmerliche Postbeamte (Gerd Lohmeyer) als “auf der Flucht erschossener” stiller Held.
Die Handlung, wiewohl nicht unspannend, hat sehr viele Löcher. Aber um die geht es auch gar nicht, sondern viel mehr um die Frage, ob man einen Kriegsverbrecher immer noch vor Gericht stellen soll, wenn er längst alt und gebrechlich ist.
Die Antwort darauf ist ein sehr eindeutiges Ja und die Szene im Flugzeug gehört mit zum schönsten, was ich in Fiktionen aller Art zum Thema Vergangenheitsbewältigung je gesehen habe.
Nein, ich habe keine Empfehlung. Muss jede und jeder fĂĽr sich rausfinden, ob dieser Tatort ihrs oder seins ist.
“Es handelt sich bei diesem Buch um ein megalomanes, riesenhaftes Kunstwerk … So etwas KĂĽhnes und Abwegiges und Phänomenales … der absolute Roman!” schreibt Felix Stephan in seiner Rezension in der SĂĽddeutschen Zeitung und, stimmt ja, ganz unrecht hat er nicht.
Es geht quasi um alles. Einen Autorenwettbewerb unter Prager Intellektuellen Anfang des letzten Jahrhunderts… ja, Kafka und Brod sind auch dabei und die seit Kafkas Tod laufende Diskussion, welche Bedeutung Brod zukommt, der das Testament des Freundes ignoriert und Kafkas nachgelassenes Werk nicht verbrennt, sondern veröffentlicht, und… wo war ich gleich?
So ist es in “Aus dem Nichts kommt die Flut”: man springt ständig ĂĽber jedes aus dem Hölzchen gewordene Stöckchen, das einem der Autor hinhält. Die Welt in Flammen, Shoah, Ăśberlebende, schon der hmmmpppfte Nachfolgeschreibwettbewerb, Zionismus, die UN-Resolution zur GrĂĽndung des Staates Israel, Kibuzzim, Leben in der Diaspora, mal flugs eingeschoben Science Fiction, in dem hybride Ăśbermenschen den geringen Restbestand an restnormalen “Sapiens” ausmerzen wollen, dann wieder ein wilder Ritt durch die Literaturgeschichte, wofĂĽr er in Scheherazades Schleier schlĂĽpft und die schon vielfach variierte Kurzgeschichte vom “Mann, dem das Gesicht in Grimm erstarrte” als Märchen aus tausendundeiner Nacht vorträgt, gleich gefolgt von einer Version einer böhmischen Groteske, fĂĽr die der brave Soldat Schwejk Pate steht, quasi, wie Autor Katz eine seiner Figuren sagen läßt: “Es geht um eine futuristische Welt, oder zumindest eine Spiegelung der Zukunft … eher phantastisch als prophetisch und springt auch immer wieder vor und zurĂĽck in der Zeit. Ineinander verschachtelte Geschichten und sehr viele verschiedene Stilrichtungen – Komödie, Tragödie, Kriminalroman. Wie die Bibel in gewissem Sinn.”
Genau. Drunter machen wir es nicht. Die Bibel. Mit alles und scharf. (Damit spiele ich auf die bisher zwei Sexszenen an, die zum Fremdschämen geschrieben sind.)
Inzwischen bin ich – angemessen unterhalten und gefordert – im letzten Drittel angekommen, im Kapitel mit der Ăśberschrift “Aus dem Nichts wird die Flut kommen”. Und genauso bricht der Text dann ĂĽber den Leser herein. Flutartig. Haltlos. Wort- und Satzmassen. Kein hilfreich gliedernder Absatz. Nichts. Nur Sätze, Sätze, Sätze aneinandergereiht, ĂĽbereinander wegspĂĽlend, Variationen und gänzlich Neues, schwere Wellenschläge, fast 50 Seiten lang. Ich habe nach dem dritten Versuch vorerst abgebrochen, weil ich mit mir nicht einig bin, ob mir hier ĂĽberirdisch intelligente Psychophilosophie oder haltloses Geschwafel präsentiert werden.
Sollte ich mich dem eines Tages gewachsen sehen, melde ich mich wieder dazu und werde dann auch eine Meinung haben.
“Spook Street”, der 4. Band der Slough House-Reihe von Mick Herron war nicht der stärkste und die Verfilmung kann halt nicht mehr aus der Vorlage machen, als da ist. Deswegen zieht Junior-Fuck-up-Agent River Cartwright (Jack Lowden) einsam auf der Suche nach vergangenem Bösen durch die französische Provinz, während die Blätter treiben (und kriegt regelmäßig auf die Ohren oder Nase), während die Kollegen in London auch weder schönes Wetter haben noch sehr lebenserhaltende Erfahungen machen.
Immerhin sind wir biographisch einen Schritt weitergekommen.
Es ist Herbst und Abendsdaheimbleibzeit und besser als vieles ist auch diese Staffel allemal. Anschauen.
Wie schon nach der ersten Hälfte der Staffel vermutet (s. https://flockblog.de/?p=49925): diese Hiaasen-Verfilmung will nicht viel, außer zu unterhalten. Das macht sie und wird mit fortschreitender Handlung fortschreitend abstruser und schräger. Kann man gut ansehen.
Als besonderes Zuckerl möchte ich den äuĂźert phantasievollen Vorspann erwähnen. Mir ist noch jedes Mal eine neue nette Gemeinheit aufgefallen…