Gelesen: Mick Herron – “London Rules”

Herrons Slough House Spionage-Thriller sind einfach eine sichere Bank. Intelligente Unterhaltung, mit Zwang zum Selberdenken.

In diesem nunmehr fünften Band seiner Serie über die “Slow Horses”, abgewrackte Spione auf dem Abstellbahnhof des britischen MI5 schreibt er auf Hochtouren. Jackson Lamb, in der Serienverfilmung kongenial gegeben von Gary Oldman, steigt in ungeahnte Höhen in der hohen Kunst der Beleidigung auf (ich möchte diese Wortspiele nicht übersetzen müssen), der Fall ist so hanebüchen wie glaubhaft und das Ganze, vor allem diese meisterhaften Diaologe, läßt sich vom Blatt verfilmen. Darauf freue ich mich schon.

Das kann man gut lesen und Spaß haben. Muß ja nicht alles immer schwer sein…

Noch in der Mediathek: “Across the Universe”

Überraschend. Eigentlich wollte ich nach der ersten Viertelstunde ins Bett, weil ich mit Musicals bekanntermaßen nichts anfangen kann. Ehrlicherweise ist “Across the Universe” aber nicht, wie beworben, ein “Beatles-Musical”, sondern eine Aneinanderreihung von höchst abwechslungsreichen Musikvideos mit Neuinterpretationen von Hits der Beatles. Und jetzt die Überraschung: was ich bei den Pilzköpfen aus Liverpool meist als seichten Pop wahrgenonommen hatte, wird hier, von begabten jungen Menschen, unterstützt von ein paar Promi-Cameos (Bono, Joe Cocker, Eddie Izzard) neu interpretiert und gewinnt überraschend an Tiefe.

Die Rahmenhandlung, vor einer Sechziger/Siebziger-Jahre Kulisse mit der Ermordung MLKs und dem Vietnamkrieg, in der der junge Dockarbeiter aus Liverpool sich in die Tochter aus gutem Hause verliebt und… ja doch, sie sich nach vielen Verwicklungen auch endlich kriegen (Hach, die Macht der Musik!) kann man getrost vergessen. Einzelne Aufnahmen jedoch “arbeiten nach”.

Kann man ansehen.