… und dann zurück in den deutschen November. Hmmm.
Ich weiß ja nicht, was in Deutschland so los ist,
wir hier begehen heute Nationalfeiertag mit Kaffee und Kuchen, Kinderchor und Fähnchen, wo immer man ein Fähnchen hinstecken kann. Es ist der nunmehr 52. Jahrestag der Machtübernahme durch Sultan (nein, nicht “Sabine”, aber der Korrekturdepp rafft es so langsam) Qaboos bin Said Al Said, der, wie es hierzulande Tradition ist, seinen Vater wegputschte, welcher vorher seinen Vater… Etc.
Diese Details waren auf der Einladung von des Sultans Stellvertreter auf Erden (Hoteldirektor) nicht näher ausgeführt, nur dass man den Anlass im Kreise lokaler Würdenträger, Musiker (besagter Kinderchor) und in Business Casual gewandet gerne gemeinsam feierlich beginge. Kuchen gäbe es auch.
Ich hätte es wissen können: natürlich fackeln die im Heimatland des Weihrauchs an so einem Tag ganze Jahresvorräte von diesem Teufelszeug ab. Jedes Mal, wenn die Tür zur Lobby aufging, nichts als fette Qualmwolken – mehr so Großfeuer als Großfeier.
Schöne Einladung, das. Ich hab den Kuchen nicht mal gesehen! War dem Vernehmen nach mehrstöckig und mit gekreuzten Dolchen sowie Fähnchen verziert. Pah!
Heute: nix
Die Sonne scheint, Vögel zwitschern, ein Lüftchen bläst, Palmen rauschen. Das Meer auch.
Habe mein letztes Buch angefangen.
Tempi passati II
Es war einmal, vor langer, langer Zeit, da konnten die Herren in diesem Teil der Welt gar nicht schnell genug Kamele zusammentreiben, leihen, betteln und stehlen, um diese dann bei meinem nichtsahnenden Vater gegen meine Gunst einzutauschen.
Wie gesagt: vor langer, langer Zeit.
Heute? Kein Kamel, nirgends. Nicht für mich.
Dennoch werde ich nach wie vor unglaublich zuvorkommend behandelt und geradezu liebevoll umsorgt. Warum hat mir heute Kamel (der heißt nur so und kommt aus Luxor), mein persönlicher Wasser- und Handtuchträger sowie Liegeindenschattenschieber und Unbillenfernhalter erklärt. Weil, er liebt seine Großmutter. Das erstreckt sich in seiner Logik irgendwie auch auf mich.
Muselmanische Lieblingsoma. Damit kann ich leben.
Tempi passati I
Es kommt nicht oft vor, aber manchmal wäre ich gerne wieder ein kleines Mädchen.
Dann würde ich auch das Batsignal an meinem Schwimmreifen so lange aufheulen und hektisch herumblinkern lassen, bis selbst die Leute auf der anderen Seite des Ozeans mitbekommen hätten, dass Bruce Wayne derzeit nicht erreichbar ist.
Mehr Mode
- Die Bikinifarbe der Saison ist offenbar “nude”. Was, im Kontrast zu sonnengebräunter Haut, auch ganz genau so aussieht.
- Frau trägt hier gerne Glitzersteine satt auf Trägern oder Hõschen ihrer Kinis. Bisher gesichtet: Rubine, Smaragde, Saphire. Alles an Blondinen.
- Am Allerschönsten ist aber, dass die uralte Volkshochschulkunst der Makrameeknüpferei wieder auferstanden zu sein scheint. Statt unsäglicher Wandbehänge und Eulen, Eulen, Eulen, fertigt man nunmehr Überwürfe. In knöchel-, waden-, knie-, schenkel- und hüftlang (und allen Bruchlängen, derer die Modebranche fähig ist). Mit Fransen, Perlen, Federn, Glitter, Glitzer, Glimmer, Häkelelementen, Zeuch und Kruscht. Ein Glück ist dieser Lockdown vorbei. Man möchte sich gar nicht vorstellen, was da sonst noch alles herauskommen hätte können.
Under the Influence
Vor lauter Geplapper und Hin- und Hergehampel wg. Lichteinfall und Schokoladenseite (nein, Depp, nicht “-kuchen”, “-sauce” oder ” -eis”), kann sie sich nicht auch noch um non-virtuelles Gesocks kümmern… und Bumsti! hab ich einen Beeinflusserinnenellenbogen im Magen.
Ich würde zu gerne wissen, was sie ihren Followern erzählt hat. Nach der Sendepause, in der ich ihr meinen Standpunkt nahegebracht hatte.
Ms. flockblog was nämlich not amused.
Mitgehört
“Nicht jeder hier” mansplaint der Gatte seiner Gattin beim Frühstück, “nicht jeder hier besitzt ein Ölfeld. Manche, so wie der Fahrer gestern oder der Kellner da sind quasi Touristen.”
Nachtrag
Das Modell “Oligarch” von neulich gibt es jetzt auch mit mehrlagig getragenen dickgliedrigen Silberketten (neben Weihrauch und Datteln ein hiesiger Exportschlager).
Salahlah
Kurzfassung: Salahlah besucht. Arsch abgefroren.
Längere Version: Salahlah ist eine der historisch bedeutsamsten Städte des Oman und war im letzten Jahrhundert sogar mal ein paar Jahrzehnte lang seine Hauptstadt.
In den letzten paarenzwanzig Jahren ist alles zusammengekommen, was mir den Orient inzwischen ziemlich verleidet: unsinnig viel Geld und noch viel mehr Beton und man hat gebaut, als gäbe es kein morgen mehr. Eine der größten Moscheen auf der ganzen weiten Welt, nicht schön, nicht häßlich, ein Sakralbau halt, und auf 15° heruntergekühlt. Ein Museum, für das zu wenig Zeit war, um die Exponate wirklich anzusehen. Hätte vor lauter Zittern und Zähneklappern eh nix deutlich erkannt. Das Weihrauchmuseum habe ich ausgelassen; ich war mal katholisch und von Weihrauch wird mir heute noch schlecht.
Sonst? Alles ziemlich glatt und geleckt, die Uferpromenade blitzsauber, der Souk frisch gefegt und an den Waren Preisschildchen. Ein Basar ohne Handeln? Was ist das denn?
Nein ich fürchte, Salahlah wird nicht mehr meine Lieblingsstadt. Auch, wenn (Initiative “Green Oman”) all die grauseligen Tiefkühlanlagen mit Sonnenenergie betrieben werden. Wie genau das mit der Bewässerung der schönen parkähnlichen Gartenanlagen funktioniert, werde man in Erfahrung bringen und mir bei meinem nächsten Besuch mitteilen.
Morgen muss ich erst mal auftauen…