Die Frau fährt auch Bus

Heute war so ein Zombie-Tag. Kennt ihr das? Wenn alle, mit denen man das öffentliche Verkehrsmittel teilt, irgendwie schräg und seltsam sind (außer einem selbst, natürlich).

Heute morgen hielt der Fahrer auf freier Strecke, also mitten auf der Townsend Street, verließ den Bus und rannte quer über die Straße zu einem anderen, um vom dortigen Fahrer mit Gebrüll eine Zeitung zu erlangen. Wenn das keine konspirative Übergabe war, dann gelobe ich, nie mehr einen James-Bond-Fim anzusehen.

Auf dem Heimweg – Toni und ich (“wirfst du dich vor den Bus oder bin ich dran?”) stiegen zu und die Busfahrerin murmelte zur Begrüßung ihr heutiges Tagesmantra “watch your step, honey, watch your step” und zeigte beschwörend auf die Schriftzüge (schwarzer Druck auf knatschgelbem Grund), die mit dem nämlichen Text auf jeder Stufe angeklebt sind. Zwei Haltestellen weiter verließ sie das Fahrzeug. Kommentarlos. Und verschwand in einem Café. Und kam mit einem kleinen Päckchen in einer weißen Papiertüte wieder, das sie sorgfältig in ihrer Handtasche verstaute. (Möglicherweise bin ich da einer ganz großen Sache auf der Spur… mindestens einem Schmugglerring oder so.) Sie kommentierte Abgang und Wiederkehr mit einem “Sorry folks, thank you” – inzwischen weiß ich ja: “These things happen…”

Am nächsten Stop fiel eine Dame aus dem Wartehäuschen. Der erste zusteigende Passagier machte einen großen Schritt über sie hinweg und kommentierte aus dem sicheren Bus, dass sie doch besser vorsichtig sein solle. Die nächste half ihr auf und sie stürzte, Brust voran, auf den nächsten freien Sitz. Sie sortierte sich mit Mühe und es gelang ihr, den Hintern auf den Sitz zu drücken und sich an die Haltestange zu klammern, Gefragt, ob sie denn “allright” sei, hub sie an zu singen. “Yes, I am good, yes, I am fine” und brach in Lachen aus. Um sie herum war merklich viel freie Fläche. (Und die Busse sind abends immer voll.)

Wir stiegen zwei Stationen später aus und um, in den CalTrain. Und hatten viel Spaß mit dem redseligen Zugbegleiter, der uns ermahnte, nett zu den Kühen zu sein, sie täten, was sie tun, auch für uns. Logisches Denken hat diese Ansage entzaubert; es ging ihm nicht um “cows”, sondern um “counters” – irgendwelche Menschen, die zur Zeit sehr unwillig Fahrgastzählungen machen.

Am Bahnhof macht übrigens demnächst eine Bude auf, die rituellen Kaffee servieren will (“The Creamery, featuring Ritual Coffee”) – ich versuche mir auszumalen, wie meine erste Bestellung lauten könnte: “a medium Voodoo-Latte, no spell, to go, please”?

Ach ja, unsere Bushaltestelle ist inzwischen zum Parkplatz mutiert – ein PKW paßt mit der Schnauze exakt in das Wartehäuschen. Was gäbe das in München für einen Aufstand und wie schnell wäre der abgeschleppt. Den sonst sehr strafzettelfreudigen Mitarbeiten des SFPDPD (das zweite “PD” steht für “Parking Department”) ist das kein Knöllchen wert.

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