Wenn ich an einem erfreulich warmen Tag wie heute gegen 7:00 Uhr abends in Palo Alto bei 72F (22,22°C) und Draußensitzwetter ins Auto einsteige, fällt die Temperatur mit jeder meiner 20 Meilen nach Norden, bis ich bei 58F (14,44°C)* in meiner Einfahrt parke. Bis zur Ausfahrt SFO International Airport brennt mir gleißendes Gegenlicht in die Augen, dann muß ich mir die Sonnenbrille vom Gesicht reißen, denn genau hier beginnt die dichte Sommernebelwand. (Da, wo man internationalen Gepflogenheiten folgend, den Flughafen hingestellt hat. In ein Nebelloch.) Wenn man dem Gerücht trauen darf, liegt mitten in dieser Waschküche San Francisco, die City by the Bay. Es hilft, wenn man schon mal da war und die Stadt mit eigenen Augen gesehen hat, sonst würde man in diesem Nebel des Grauens alles mögliche vermuten, besonders mit vom Kino in dieser Hinsicht prall genährter Phantasie. “East of the tracks” in San Bruno hat ein ganz spezielles Mikroklima; wiewohl das ganze Restkaff im Nebel versinkt, ist hier keiner. Das sei immer so schon gewesen, sagen meine langansässigen Nachbarn, die Reichen da oben in den Hills im Nebel, der Plebs hier unten “on the wrong side of town” nicht.
Wenn ich mir dann ein (Fleece-)Jäckchen übergezogen habe (denn das besondere an Gesamt-San Bruno ist der frische kühle Wind, der die gefühlte Temperatur noch mal tiefer treibt) ergehe ich mich des Abends in meinen Außenanlagen. Lobe die Rosen, weil sie gar so schön blühen und die Obstbäume, weil sie schon so überaus voll grüner Früchte hängen. Spreche den Tomaten Ermutigung zu, denn so ein laues Lüftchen ist überhaupt kein Grund, den Stengel hängen zu lassen, schimpfe über die Kackkatzen aus der Nachbarschaft (jedes Mal wieder diese stinkenden Haufen wegsammeln – gibts denn nicht irgendwelche Mittel, die bei Katzen zu dauerhafter Verstopfung führen?), esse ein Händchen voll frischer Brombeeren direkt vom Strauch und wundere mich wieder über mich selber und meine Gärtnerseele, die ausgerechnet in Amerika erweckt wurde.
Und statt den (noch vor 20 Meilen warmen) Abend im Garten mit einem Buch zu verbringen, gehe ich ‘rein, drehe die Heizung auf und blogge übers Wetter und über San Bruno, das wahrscheinlich lieber die wärmste Stadt in Alaska als die kälteste in der Bay Area geworden wäre.
*Ich glaube auch zu wissen, warum die Amerikaner so krampfhaft an Fahrenheit festhalten – 1 Grad kälter pro Meile klingt einfach viel dramatischer als knapp 0,35.