Besinnungsaufsatz: “Mein Weg ins Büro”

Mein Weg ins Büro geht so: ich fahre morgens mit dem Caltrain um 7:42 Uhr los und Toni hält mir dort schon einen Platz frei. (Er steigt 20 Minuten früher in San Carlos zu.) Gegen 08:00 Uhr treffen wir an der Endstation in San Francisco ein und haben dann die Wahl, auf den 10er-Bus zu warten (Fahrplan: “operates regularly from 6am to 7pm”), der die Townsendstreet hochfährt und ca. 5 Fußminuten vom Büro entfernt ankommt oder das ganze Stück zu Fuß zu gehen. Wäre eigentlich machbar, sind insgesamt gute 20 Minuten, aber die Townsendstreet macht so überhaupt keinen Spaß. Der Gehweg ist nur unregelmäßig beleuchtet und solchermaßen mies asphaltiert, dass man die Augen besser auf den Boden heftet, um nicht zu stolpern. Hinzukommt, dass fast vor jedem dort parkenden Auto Häufchen von Windschutzscheibensplittern liegen und in den anderen Fahrzeugen (alles vom Trailer bis zur – wahrhaftig – Stretchlimo) Menschen wohnen. Morgens wohnt man ihrer Toilette bei (Rasieren vor dem Seitenspiegel, Nachttopf ausleeren, Frühstück auf der Kühlerhaube), abends trifft man ganz seltsame Menschen, die sich mal schnell, wenns am Rücken juckt, eine Radioantenne abrechen, um sich zu kratzen. Man möchte sie alle gar nicht so genau kennenlernen.

Der Bus wiederum gehört zur Muni und die Einzelfahrt kostet, unabhängig von der Länge der Strecke, 1,50 Dollars. Und so streiten nun zwei Mal täglich sächsisch-schwäbischer Geiz, die vergleichsweise kurze Dauer der Busfahrt, die Unwägbarkeit der Busankunftszeiten, der Druck, dass die Züge nach Süden abends nur noch stündlich verkehren und der Ekel vor dem Fussweg miteinander.

Nach einer Testwoche steht es 50:50.

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