Ich hatte noch nie von Herrn Kanon gehört, das Buch ist mir in einem Bücherschrank zugelaufen, ich hab’s auch nur mitgenommen, weil der Klappentext so interessant klang. Es geht um Berlin im Juli 1945, Truman, Churchill und Stalin treffen sich, um in Potsdam die neue Weltordnung zu diskutieren, wobei, wir erinnern uns ja alle, Churchill mittendrin abberufen wird, weil er daheim die Wahl verliert.
Hauptprotagonist dieses Werks ist der amerikanische Journalist Jake Geismar, der bis Mitte der Dreißiger in Berlin gelebt und gearbeitet hat, dann wg. zu kritisch des Landes verwiesen wurde und jetzt mit der US-Army in Uniform als Mitglied des Pressekorps zurückkehrt, nachdem er unter anderem bei der Befreiung des Lagers Mittelbau Dora dabei war.
Dann geht es auf insgesamt 650 eng beschriebenen Seiten um, hmmm, ja was? Um Schuld. Um Sühne. Um Über- und Weiterleben. Um Reparationen. Um die Stimmung in Amerika, zwischen Morgenthau- und Marshallplan. Unglaublich spannend. Sehr gut und tief recherchiert.
Ich würde das Buch einem und einer jeden uneingeschränkt ans Herz legen, gäbe es nicht zwischendrin ein paar Seiten, über die ich mich maßlos aufregen mußte. Die gehen so: der Held findet endlich seine Geliebte aus den glücklichen Berliner Tagen wieder. Halb verhungert, hohes Fieber, nach einer unsachgemäßen Abtreibung schwer krank. Die sie hatte vornehmen lassen, weil sie von einem Russen vergewaltigt worden war (den sie nach getaner Tat gleich mit seiner Dienstwaffe erschossen hatte, soviel Selbstjustiz muss sein). Jetzt Trauma, physisch und psychisch. Nachdem Penicillin und Lebensmittel aus dem PX ihre Wirkung getan haben und die Frau soweit genesen, will sie aber immer noch nicht so recht. Da beschläft sie unser guter amerikanischer Held einmal sehr sehr einfühlsam, mit viel Vorspiel, und wupps ist sie geheilt.
Davon abgesehen ist The Good German sein sehr gutes Buch und sollte gelesen werden!