Morgen vor vier Wochen war mein vorerst letzter Arbeitstag. Nun habe ich schon fast vier Wochen Urlaub inkl. Überstundenabbau hinter mir und nenne diese Phase probeweise schon einmal “Rente”.
Erstes Fazit: ich hätte das schon viel früher machen sollen. Viel früher.
Nie, nie, nie hätte ich erwartet, dass mir, die ich operativ bis zur letzten Minute in alle möglichen Themen involviert war, schon nach zwei, drei, vier Tagen nichts mehr fehlt. Außer den Menschen natürlich. Und dem Klatsch. Aber die Arbeit? Die Verantwortung? Die Weltrettung? Aber so dermaßen kein Stück, ich bin selbst ganz verblüfft.
Stattdessen genieße ich es wie verrückt, wieder, wahrscheinlich das erste Mal seit den großen Ferien meiner Schulzeit, bis zum Morgengrauen zu lesen (@PA – it did happen for the fifth time by now) und wenn das Buch zu Ende ist, in den Tag hinein zu schlafen. Zu essen, wenn ich Hunger habe und nicht, wenn Mittagspause ist oder eine Lücke zwischen zwei Telefonkonferenzen oder die Kollegin im Hunsrück auch gerade Zeit hat und wir während einer Abstimmung oder zur Vorbereitung eines nachfolgenden Termins schnell vor dem Rechner gemeinsam Nahrung zu uns nehmen (also jede vor Ort für sich) und dann reden, während die andere kaut. Überhaupt essen: ich habe Zeit, gute Gerichte zuzubereiten. Nicht mit Hinblick darauf, ob sie am nächsten oder übernächsten Tag in der Mikrowelle im Büro noch gut aufgewärmt werden können, sondern nur mit der Maßgabe, ob ich gerade jetzt Lust auf gerade das habe.
Meine Pinwand ist gespickt mit Eintrittskarten für Theater und Lesungen und Konzerte und Kabaretts und Veranstaltungen wie diese heute Abend: https://www.residenztheater.de/stuecke/detail/gegen-den-hass?lm und ich habe Zeit dafür und muss mir keine Gedanken darüber machen, ob oder nicht ich morgen früh früh raus muss. Ich muss nicht. Das ist einer der schönsten Nebeneffekte der Nichtmehrberufstätigkeit, dieses Nicht. Nicht mehr Weckerklingeln. Nicht mehr fremdbestimmt. Meine eigenen Gedanken denken und nicht die Sorgen anderer Leute haben. Hach!
Wenn es mir jetzt noch gelingt, in diese Routine regelmäßigen Sport einzubauen, darf dieses sehr dolce vita noch lange so weitergehen.