Forward Christian Soldiers

Möglicherweise hat der eine oder die andere mitbekommen, dass ich den Heilsarmeeladen in San Bruno regelmäßig und gerne aufsuche. Natürlich selbstverständlich schwerpunktmäßig, um soziologische und ethnologische Studien zu treiben. Man lernt schließlich viel über ein Volk und eine Gesellschaft, wenn man sich die Dinge ansieht, die weggegeben werden.

Die meisten Amerikaner haben keine Umstände damit, sich Gebrauchtes ins Haus zu holen – wo es bei den einen Spaß an “Antiques” ist, ist es bei anderen die schiere Notwendigkeit. Und selbst diese Gruppe ist dann doch noch bereit, für ein T-Shirt mit Markenlabel das Doppelte auszugeben – oder auf den nächsten Ausverkauf zu warten. “Sale” und Sonderaktionen gibts ständig. Mir geht es manchmal wie auf Friedhöfen, wenn ich Grabsteine studiere: ich würde gerne die Geschichten dazu kennen, zum Beispiel zum gutgefüllten aber offensichtlich nie genutzten Golfsack, oder dem ganzen Stapel Handtücher mit handgestickten Monogrammen, oder dem vollständigen Set Schnapsgläser aus allen Bundesstaaten. Laufband, Stepper, Hanteln mußten wohl aus dem Haus, damit sie nicht ständig an die ehemals guten Vorsätze erinnern. Es würde mich interessieren, ob es anderen auch so geht (muss mal Erin dazu befragen): ich bestelle mental vor. Als ich noch sehr schlimm Rücken hatte zum Beispiel einen Gymnastikball. (Stand in der Woche danach, originalverpackt zum halben Preis zum Verkauf.) Oder Terassenstühle. Was man halt so braucht. Demnächst hätte ich gerne einen Spaten und eine Heckenschere.

Letzte Woche hat man mir zur Erbauung die neue Ausgabe der “New Frontier” mitgegeben. Ich wußte schon, dass die Salvation Army fundamentalistisch christlich ist. Eigentlich hätte ich mir denken können, dass der Begriff “Armee” auch militärische Organisation impliziert, aber drei Photoseiten voller neu ernannter “Lieutenants”, “Majors”, “Colonels” etc. und einem Bild von 400 “new enrolled soldiers” vor einer roten Flammenleinwand, auf der ein achtzackiger roter Stern in schwarzer Schrift von “Blood & Fire” kündet, haben mich doch zum Schlucken gebracht. Nicht weniger erschreckend ist der Beitrag “Prayer Power for Prayer Warriors” von Lt. Colonel Mervyn Morelock, aus dem ich im folgenden auszugsweise zitiere: It’s springtime [for Hitler? Neijein:] for the Salvation Army.  … U.S. Western Territory will gain 27 new lieutenants who will march into their first appointments. [Nachdem sie eine fast zweijährige Ausbildung im Westpoint der Salvation Army absolviert haben. Keusch und im Gebet.] It is a time of leaving familiarity and the place you’ve called home, to a new and often unknown place of ministry and service. [Aber egal, wohin sie auch gesandt werden, sie wissen eines:] We are an Army that fights, not with guns and bombs, but with the most powerful weapon of God … prayer! [Und wer ist der Gegner, der da niedergebetet werden soll?] A society, secular, selfish and materialistic. A depersonalization of human contact brought on us by cell phones, Facebook and countless other influences. [Um was betet man bei dieser Mission? “Herr, lass deine Stürme die Sendemasten fällen und Mark Zuckerberg eine Karriere als Buchhalter gemacht haben?”] Ganz gegen das Internet sind sie nicht. Auf www.saprayusw.com outet sich Mervyn als “Territorial Prayer Coordinator”.

Mal ehrlich. Was würde Jesus tun? Mitsingen? Keine Ahnung, warum mir beim Schreiben dieses Lied ständig durch den Kopf ging. http://www.youtube.com/watch?v=G5le92UmPmU

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